Verliebter drehte durch

■ Student wurde wegen Tötungsversuch zu sieben Jahren Haft verurteilt / Nach fünf Jahren unerwiderter Liebe stach er die Freundin seiner Angebeteten nieder

Ein 26jähriger kurdischer Physikstudent wurde am Montag vor dem Berliner Landgericht wegen versuchten Totschlags zu sieben Jahren Haft verurteilt. Nach Überzeugung des Gerichts hat der Angeklagte im April eine 32jährige kurdische Sozialarbeiterin in ihrer Weddinger Wohnung mit zahlreichen Messerstichen lebensgefährlich verletzt. Der Student muß 35.000 Mark Schmerzensgeld an sein Opfer zahlen. Die Frau leidet noch heute an Angstzuständen und Schmerzen.

Die Tat des Angeklagten hängt mit seiner seit Jahren unerwiderten Liebe zu einer jungen Kurdin zusammen. Seit ihrem 13. Lebensjahr wurde die jetzt 18jährige Krankenpflegeschülerin vom Angeklagten laut Urteil beharrlich belästigt und sogar bedroht. Aus diesem Grund hatte sie sich hilfesuchend an die mit ihr verwandte Sozialarbeiterin gewandt. Die Versuche der Sozialarbeiterin, den Angeklagten zur Aufgabe seiner Nachstellungen zu bewegen, hatten keinen Erfolg.

Im Verlauf der sich zuspitzenden Situation kam es schließlich im Frühjahr zu der Tat. Zugunsten des Angeklagten werteten die Richter, daß er möglicherweise nochmals eine Aussprache herbeiführen wollte, sich dann aber spontan aus Verärgerung entschloß zuzustechen. Die Sozialarbeiterin hatte es zuvor abgelehnt, die Pflegeschülerin und ihre Mutter telefonisch zu einem gemeinsamen Gespräch in ihre Wohnung einzuladen.

Der Angeklagte hat vor Gericht geschwiegen. Sein 51jähriger Vater hatte ihm ein Alibi verschafft. Die Richter gingen jedoch davon aus, daß der Arbeiter bewußt falsche Angaben machte, um seinen Sohn zu schützen. Er wurde zu sechs Monaten Haft mit Bewährung wegen Falschaussage verurteilt.

dpa