520 leere Zimmer

■ Kammergericht, Volksgerichtshof, Deutschlandzentrale: Die Geschichte des Kontrollratsgebäudes

Zum ersten Mal seit fast zwanzig Jahren ist etwas Leben gekommen in das Gebäude im Schöneberger Kleistpark. 1913 gebaut, war es zunächst Sitz des Berliner Kammergerichts, zur Zeit des Nationalsozialismus war hier der berüchtigte Volksgerichtshof untergebracht. Im letzten Kriegsjahr wurden unter Roland Freisler die Urteile gegen die Beteiligten des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 gefällt. Im August 1945 wurde aufgrund der Viermächteerklärung vom 5. Juni 1945 im August des gleichen Jahres der Alliierte Kontrollrat als oberstes Regierungsorgan der Besatzungsmächte gegründet. Frankreich, Großbritannien, die USA und die Sowjetunion schickten jeweils ihren Oberbefehlshaber in das Gremium am Kleistpark, das nur einstimmig Beschlüsse fassen konnte. Zuständig sollte es für alle Belange, die Deutschland als Ganzes betrafen, sein. Wegen der raschen Verschlechterung der Beziehungen zwischen den Westalliierten und dem russischen Vertreter wurden jedoch praktisch kaum Beschlüsse gefaßt. Am 20. März 1948 verließ der russische Oberbefehlshaber aus Protest gegen die Beschlüsse der Londoner Sechsmächtekonferenz den Kontrollrat, dessen Funktion zunächst ohne formelle Auflösung beendet war.

1970 zog in das Gebäude am Kleistpark noch einmal Leben ein: Die Verhandlungen der vier alliierten Botschafter über den Status von Berlin fanden hier statt. Am 3.September 1971 wurde das Viermächteabkommen unterzeichnet, das aber erst nach Ratifizierung des Transit-Abkommens und der Ostverträge im Juni 1972 in Kraft trat. Das Abkommen fixierte die informell bereits existierenden Praktiken: Die SU erkannte erstmals die West-Bindung der West-Sektoren an die Bundesrepublik an; die Westmächte verpflichteten sich im Gegenzug, diese Bindungen nicht weiter auszubauen.

Seit 1946 ist am Kleistpark das B.A.S.C., das Berlin Air Safety Center der vier Alliierten untergebracht, die die Flugsicherheit der Westluftkorridore gewährleisten sollen und diese Aufgabe bis heute wahrnehmen. Von den insgesamt 550 Räumen werden heute nur etwa 30 von der Flugsicherung genutzt, der Rest steht leer. Immer wieder unternahm der Bezirk Schöneberg Versuche, das Gebäude zivil zu nutzen, etwa als Ort für kulturelle Veranstaltungen. Alle scheiterten aber an der Ablehnung der Alliierten.

kd