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Gewoba verspricht Wohnparadies Bremen

■ Anzeige im „Vorwärts“ straft Bremer Genossen Lüge

Wohnungsnot in Bremen? Unsinn! Übersiedler ab in die Bunker? Quatsch! Drogenabhängige auf Weserwohnschiffe? Wieso das denn. Neuer Bausenator unabdingbar? Brauchen wir nicht. Wir in HB (Stadt) haben die Gewoba, und die funktioniert wie HB (Zigarettte): Mit der Gewoba geht alles wie von selbst.

Gleich zweispaltig und ausgerechnet im sozialdemokratischen Magazin „Vorwärts“ hat die Gewoba jetzt alle sozialdemokratischen Kassandra-Rufer von Sozialsenator Henning Scherf bis Ex-Bausenator Bernd Meyer Lügen gestraft, die in den letzten Wochen irgendwas von Wohnungsnotstand und drohender Obdachlosigkeit gefaselt haben. Unter der Kinderschönschreib-Überschrift In Bremen wohnen - und sich wohlfühlen verspricht die Gewoba: Wir bieten Wohnungen in allen Größen nach den individuellen Bedürfnissen für Alleinstehende, Familien mit Kindern, Ältere und Behinderte.

Ein Versehen? Ein Mißverständnis? I bewahre! Die meinen wirklich ernst, was sie in der Reklame sagen! Das versichert jedenfalls Gewoba-Sprecher und Anzeigen-Auftraggeber Ullrich

Hoeft. Für den Wahrheitsgehalt der Anzeige, so Hoeft, sprechen schließlich die nackten lokalen Fakten: Im Prinzip bietet die Gewoba ja tatsächlich Wohnungen für jeden Bedarf in Bremen. Sogar gleich 50.000. Daß die konkret alle vermietet sind und Wohnungssuchende schon mal ein Jährchen auf der Warteliste statt in bedarfsgerechten Wohnungen zubringen müssen, ändere im anzeigen-gemeinten Prinzip schließlich nichts.

Grund, sich über die eigene Anzeige ärgern, sieht Hoeft höchstens aus einem ganz anderen Grund. Die Vorwärts-Anzeige war eigens für den SPD-Bundesparteitag in Bremen geschaltet worden. Daß der nun doch in Berlin stattfindet, war leider bei Auftragserteilung nicht absehbar.

Übrigens: Direkt neben der Gewoba hatten die Bremer Stadtwerke inseriert. Deren Motto: „Genug ist genug“.

K.S.

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