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USA planen mobile Einsatztruppe

Amerikanische Militärs wollen Truppen in Europa verringern und hochmoderne militärische Einheiten bilden Bedrohungsszenarium hat sich für die US-Armee durch Umbruch im Ostblock verändert  ■  Von Andreas Zumach

Genf (taz) - Als Reaktion auf die von Verteidigungsminister Cheney geplanten Kürzungen des Pentagonbudgets und zur Anpassung an als verändert erkannte militärische Bedrohungen und Einsatznotwendigkeiten soll die US-Armee reduziert und zu einer hochmobilen Eingreiftruppe umstrukturiert werden. Entsprechende Vorschläge hat die Armeeführung US-Minister Cheney unterbreitet.

Ein Pentagonsprecher kündigte am Dienstag abend außerdem an, daß die US-Streitkräfte mit weniger Panzern und GIs als ursprünglich geplant am diesen Monat beginnenden „Reforger„ -Manöver in Westeuropa teilnehmen werden. Die Armee - die personalintensivste der drei US-Streitkräfte - soll nach Cheneys Vorgaben für 50 Milliarden der von ihm bis 1995 anvisierten 180 Milliarden Dollar Einsparungen im Pentagonbudget aufkommen. Nach Informationen der Fachzeitung 'Army Times‘ will die Armeeführung dieses Ziel durch eine Verringerung der Zahl der aktiven Soldaten von 764.000 auf 630.000, eine Einsparung von 50.000 Stellen bei den Zivilbeschäftigten und den Abzug von 70.000 der derzeit 220.000 US-Armeeangehörigen in Westeuropa erreichen.

Gedacht ist an den Abzug der - mit zwei ihrer drei Brigaden westlich des Rheins ohnehin Richtung Osten „schlecht positionierten“ 8.Infanteriedivision aus Bad Kreuznach sowie die Auflösung beziehungsweise den Rückzug des 5. oder des 7.Armeekorps in Frankfurt oder Stuttgart. In den USA ist die Auflösung von drei Divisionen und die Schließung mindestens eines großen Manövergeländes vorgesehen. Beschaffungsprogramme für schwere Armeewaffen zur Ausrüstung permanent in Westeuropa stationierter US-Truppen wie zum Beispiel den Panzer M1 will die Armee drastisch reduzieren oder ganz einstellen. Dafür sollen die finanziellen Mittel für leichte Infanteriewaffen (wie von einem Mann tragbare Panzerabwehrraketen), für Flugzeuge und Kampfhubschrauber sowie für die Ausrüstung von Luftlandetruppen erheblich aufgestockt werden.

Zwei verstärkt mit diesen Waffen ausgerüstete Einheiten, das 3.US-Korps in Texas sowie das 17.Luftgeschwader in North Carolina sind zunächst als mobile Eingreiftruppen vorgesehen. Sie sollen künftig schnell nach Westeuropa oder in andere Weltgegenden, wenn dort Konflikte ausbrechen, gebracht werden und ohne große Vorbereitung einsatzfähig sein. Mit dieser Umstrukturierung reagiert die US -Armeeführung jetzt auch auf sich schon seit geraumer Zeit verändernden Bedrohungsrezeptionen und Strategieplanungen des Pentagons.

Nicht erst seit den jüngsten Veränderungen in Osteuropa gilt ein Angriff der Warschauer Vertragsstaaten auf Westeuropa nicht mehr als das wahrscheinlichste Szenario, auf das sich die US-Militärplanung einzustellen versucht. Als Bedrohung für US-Interessen wahrgenommenen militärischen und politischen Entwicklungen im Pazifikraum oder in der Dritten Welt gilt längst das Hauptinteresse des Pentagons. Die Armee mußte befürchten, daß vor diesem Hintergrund die traditionelle Auseinandersetzung zwischen den drei US -Teilstreitkräften um Haushaltsgelder - zumal bei angespannter Finanzlage - immer mehr zugunsten der mobileren und weltweit flexibler einsetzbaren Luftwaffe und Marine entschieden wird. Die aktuellen Veränderungen in Osteuropa bieten den passenden politischen Rahmen zur Durchsetzung solcher Vorschläge sowohl im Kongreß der USA wie in der Nato.

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