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Evangelische Jugend verläßt Stadtjugendring

■ Kirchenjugend will „Leidensdruck erzeugen“

Stadt- und Landesjugendring Bremen gehen im neuen Jahrzehnt schweren Zeiten entgegen, nachdem nun auch die Evangelische Jugend in Bremen die Dachorganisation der Jugendverbände verlassen hat. Das Landesjugendpfarramt begründete am Wochenende den Austritt damit, daß Initiativanträge, in denen die Kirchenjugend ihre grundlegenden Vorstellungen für einen weiteren Verbleib zusammengefaßt hatte, während der Vollversammlung beider Jugendringe am vergangenen Dienstag keine Mehrheit gefunden hätten. Der Jugendring habe sich zur politischen Nabelschau zurückgezogen, habe nichts mehr in Bewegung gebracht, war von protestantischen Delegierten zu hören. „Die politische Kraft des Jugendrings ist gleich null“, nennt Ulrich Ruback von der Evangelischen Jugend den Grund. Nur eine radikale Umstrukturierung der Jugendarbeit könne bewirken, daß sich in absehbarer Zukunft wieder alle Verbände unter einem Dach zusammenfinden würden.

Zu den von der Evangelischen Jugend vorgeschlagenen Strukturänderungen zählt in erster Linie die Einführung eines neuen Delegiertenschlüssels für die Abstimmungen im Jugendring. Nicht mehr eine Stimme pro Verband, sondern die Festlegung von Delegierten entlang der jeweiligen Mitgliederzahl war gefordert. Darüberhinaus sollten internationale Jugendbegegnungen und Bil

dungsveranstaltungen ausschließlich von den Jugendverbänden organisiert werden, der Jugendring sich auf Veranstaltungen zur Fortbildung reduzieren.

Eine Majorisierung der kleinen Verbände und die Beschneidung des Bildungsauftrages des Jugendringes befürchten die verbliebenen Organisationen. Auch wenn sich dort, wie Anette Klasing, Bildungsreferentin beim Stadtjugendring, gestern äußerte, langsam die Gewißheit durchsetzt, daß einschneidende Veränderungen passieren müssen, wenn man das Ziel einer einheitlichen jugendpolitischen Vertretung nicht ganz aus dem Auge verlieren will.

Mitte Januar soll nun eine Kommission eingesetzt werden, in der die Vorstellungen der Evangelischen Jugend mit den kompromißbereiten Kräften im Jugendring abgestimmt werden sollen. Dazu eingeladen sind ebenfalls die anderen großen Jugendverbände, die schon vor geraumer Zeit die Dachorganisation verlassen hatten, wie der Bund der katholischen Jugend und die Sportjugend. Für die Evangelische Jugend ist laut Ulrich Ruback der jetzige Ausstieg keine Trennung auf Dauer. Wenn genug „Leidensdruck bei den betroffenen Verbänden erzeugt“ sei, dann sei der Weg frei für eine gemeinsame jugendpolitische Vertretung, in der „auch die kleinen Verbände nicht verdrängt werden“.

anh

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