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Lehrstunde für einen alten Schweden

Mats Wilander (25) völlig chancenlos gegen Boris Becker / Dank Becker, Becker/Jelen, Becker gewinnt die Bundesrepublik zum zweiten Mal den Tennis-Davis-Cup / Für Carl-Uwe Steeb blieb nur eine Nebenrolle  ■  Aus Stuttgart Herr Thömmes

Humor hat er, der Mats Wilander. Galligen sogar. Nachdem er eine Weile eher grübelnd und kopfschüttelnd die vergangenen zwei Stunden mit seinen Antworten zu begreifen versuchte, konnte er dem Geschehen bereits wieder positive Seiten abgewinnen: „Ich hatte doch den besten Platz, diesen guten Spieler zu beobachten.“

Viel mehr aber war ihm wirklich nicht vergönnt am Sonntag, als er im Finale des Davis-Cup gegen Boris Becker anzutreten hatte. 6:2, 6:0, 6:2, in geradezu Grafschem Tempo wurde der Schwede in drei Sätzen überfahren. Das brachte den entscheidenden dritten Punkt für das deutsche Team, Steebs Spiel danach gegen Edberg (2:6, 4:6) blieb ohne Bedeutung.

Was für Wilander eigentlich so wenig lustig war, andere gerieten darüber richtig ins Schwärmen. Selbst Niki Pilic, ein alter Fahrensmann auf Tennisplätzen, hatte „so was wie Becker lange nicht gesehen“. Und der schließlich glaubte, daß es „das beste Match meiner Karriere“ war. Da muß doch schon einiges passieren, bis einer, der dreimal Wimbledon gewann und gerade sein erfolgreichstes Jahr hinter sich bringt, an eine solche Leistung „nicht in den kühnsten Träumen gedacht“ hat.

Eine gleichwertige Auseinandersetzung war das nicht. Schon früh, mitten im ersten Satz, fiel von Beckers früherem Trainer Günter Bosch der Vergleich, dies sei wie „Porsche gegen Trabbi“. Break, zu Null, Break, zu Null, in diesem Rhythmus wurden da die Spiele absolviert. Das Ganze war, wie Becker glaubt, „sehr, sehr hart für Wilander“.

Was sollte der auch machen? All seine Versuche, den Ball immer wieder ruhig übers Netz zu spielen, sein „gutes Gefühl“ zuvor, nichts half gegen die „harten Schläge“, die dreizehn Asse. Da stand eben einer auf dem Platz, dessen ganze Körpersprache von der ersten Minute an signalisierte, daß ihm alles gelingen würde. Wilander wirkte dagegen wie ein notorischer Zweifler.

An ihm lag das nicht. Wohl hat er längst nicht mehr die Form des Jahres 1988, das ihm drei Grand-Slam-Titel brachte, aber war es denn Stefan Edberg, dem frischgekürten Masters -Sieger, viel besser ergangen? Wenn Becker so spielt wie am Sonntag, sagt Wilander, „habe ich auf dem Boden keine Chance, egal wie ich spiele“. Und nicht nur das: „An einem Tag wie diesem kann niemand gegen ihn gewinnen.“

Soviel Härte, soviel Sicherheit lag in Beckers Schlägen, daß Spannung und damit Stimmung nur schwer aufkommen konnte in der Schleyer-Halle; fast schon produzierte dessen Überlegenheit so etwas wie Mitgefühl für den Schweden beim Publikum. Sieben Spiele lang gewann der kein einziges, und nur einmal überhaupt bot sich für ihn die Möglichkeit, Becker den Aufschlag abzunehmen. „Unglaublich“, staunte da Pilic, der Teamkapitän.

So war dieses Finale im Davis-Cup fast ein Beckersches Solo, praktisch unterstützt durch Eric Jelen im Doppel und moralisch durch die Mannschaft, was zu betonen der Leimener nie vergißt. Carl-Uwe Steeb, beim letzten Erfolg in Göteborg mit seinem Auftaktsieg gegen Wilander überraschend im Blickpunkt, blieb nur eine Nebenrolle.

Verblüffend war das schon, mit welcher Selbstverständlichkeit Boris Becker sein Pensum dieser Tage hinter sich gebracht hat. Und der Grund, warum Mats Wilander bis zum letzten Punkt die Hoffnung nicht hat fahren lassen, bestätigt das nur: „Er kann sich immer mal den Fuß brechen.“

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