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Die Anderen: Liberation/Svenska Dagbladet

Liberation

Zur Umbenennung der SED heißt es in der linksliberalen französischen Tageszeitung:

Die kommunistische Partei der DDR, an diesem Wochenende zu einer weiteren Konklave der Erneuerung versammelt, hat, um der Hygiene zu genügen, erst einmal den Namen gewechselt. Um nicht den Eindruck zu vermitteln, feige die Hände von einer befleckten Vergangenheit reinwaschen zu wollen, behielt man SED, „Sozialistische Deutsche Einheitspartei“. Und um zu beweisen, daß der Bruch mit der Vergangenheit wirklich vollzogen wurde, fügt man aber den Zusatz hinzu, der so beruhigend nach „Wende“ riecht: „Partei des Demokratischen Sozialismus“. Der alte marxistisch-leninistische Dinosaurier, der mühsam versucht, sich aus dem Morast zu befreien, in den ihn seine Väter gestürzt haben, wurde also SED-PDS getauft. Die Schwere des Kürzels paßt zu der Aufgabe, die der diskreditierten Partei bevorsteht.

Svenska Dagbladet

Die konservative schwedische Zeitung schreibt am Montag zur Deutschlandfrage:

Als die Mauer vor knapp sechs Wochen fiel und es klar war, daß eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten früher oder später unausweichlich würde, hieß es, daß ein Zusammengehen eine Frage für die Deutschen selbst sei. Heute sind sich alle einig, daß es kein deutscher „Alleingang“ werden darf; die deutsche Einigung muß, welche Form sie auch bekommt, dem europäischen Gleichgewicht untergeordnet werden. (...)

Auch der westdeutsche Bundeskanzler Helmut Kohl wies auf die Priorität der Europäischen Gemeinschaft hin, doch nicht mehr überzeugend, als daß es zu einem gereizten Verhältnis zwischen ihm und Präsident Fran?ois Mitterand und zu einer wachsenden Unruhe bei den Alliierten und Nachbarn Westdeutschlands geführt hat. Das jüngste Beispiel dafür ist die Forderung Bonns, daß ein Abkommen über freien Grenzverkehr zwischen Westdeutschland, Frankreich und den Beneluxländern auch DDR-Bürger umfassen muß. (...)

Die Verträge und Abkommen, die in den letzten 40 Jahren unterzeichnet worden sind, basierten auf einem geteilten Deutschland. So war auch die Architektur für den gemeinsamen Markt konstruiert. Innerhalb einiger Wochen im Herbst sind andere Voraussetzungen geschaffen worden. Brüssel ist immer noch der Nabel der europäischen Politik, Paris ein politisches und kulturelles Zentrum. Beide werden nun von Berlin als einer zukünftigen europäischen Hauptstadt herausgefordert.

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