Werra-Block „beschlagnahmt“

■ Sechs leerstehende Wohnungen im Werra-Block in Neukölln kurzzeitig besetzt

Sechs Wohnungen besetzten etwa 25 junge Leute gestern abend im Werra-Block in Neukölln. Auf Transparenten forderten die Besetzer die „sofortige Instandsetzung aller Wohnungen“. In dem Häuserblock stehen 90 Wohnungen leer. Der Besitzer, die Immobilienfirma Braun, hat vor wenigen Wochen begonnen, die entmieteten Wohnungen zu modernisieren. Der Quadratmeterpreis soll dann auf 15 Mark steigen. Braun mußte für ungerechtfertigten Leerstand bereits eine Strafe von etwa 140.000 Mark bezahlen. Die Wohnungssuchenden kritisierten das Bezirksamt, weil es bisher untätig zugesehen haben soll. „Jetzt beschlagnahmen wir“, heißt es in ihrem Flugblatt. Die BesetzerInnen verwiesen darauf, daß die AKtion von den Hausbewohnern unterstützt worden sei. So hätten MieterInnen im Vorderhaus Transparente aus ihren Fenstern gehangen. Die Polizei kam zwei Stunden nach der Besetzung, kassierte die Transparente ein, traf aber in den sechs Wohnungen keine Besetzer mehr an.

Auch von der Berliner Mietergemeinschaft wurde die Besetzungsaktion „für den Erhalt von bezahlbaren Wohnraum“ voll unterstützt. Die Mietergemeinschaft forderte gleichfalls die Instandsetzung aller Wohnungen sowie den Abschluß von Mietverträgen für die besetzten Wohnungen. Außerdem wurde das Bezirksamt Neukölln aufgefordert, „im Sinne des Wohnungsaufsichtsgesetzes tätig zu werden und für sofortige Abhilfe der zum Teil eklatanten Mängel in den vermieteten Wohnungen zu sorgen“.

taz