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Nicht dieselbe Veranstaltung?

■ Betr.: "Die Vergangenheit ist nicht vergangen", taz vom 16.12.89

betr.: „Die Vergangenheit ist nicht vergangen“,

taz vom 16.12.89

Auch wir waren bei der Premiere von Das Kaninchen bin ich, doch als wir Euren Bericht darüber lasen, glaubten wir, daß die Autorin nicht dieselbe Veranstaltung besucht hat wie wir.

Wäre ihr sonst entgangen, wie oberlehrerhaft sich Manfred Bieler als kluger Onkel aus dem Westen aufgespielt hat? Daß er mit seinen nicht enden wollenden selbstdarstellerischen Monologen über seinen biografischen Werdegang jede mögliche Diskussion erstickt hat? Er, der sich dem Konflikt, um den es an diesem Abend ging, schon vor 20 Jahren durch die Übersiedlung entzogen hatte, hat heute gut reden.

Es hätte der Autorin auch nicht geschadet, sich etwas besser über das Filmschaffen Kurt Maetzigs zu informieren. Dann wüßte sie nämlich, daß nicht nur Das Kaninchen bin ich sich kritisch mit den Problemen der real existierenden Gesellschaft der DDR auseinandersetzt. Maetzig hat davor und danach Filme gemacht, die solche gesellschaftlichen Fragen und Konflikte diskutierten, die in offiziellen Verlautbarungen totgeschwiegen wurden.

Aber als alles überblickende Westfrau kann man sich ja leicht zur Richterin aufspielen: Dem Regisseur den Stempel „Wendehals“ aufdrücken, sich über die Scham der Verantwortlichen lustig machen und der weinenden Hauptdarstellerin gekonntes Schauspiel attestieren.

Karen Meyer, Manfred Rebentisch, Berlin

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