piwik no script img

In Bremen kein Anti-Abtreibungsläuten

■ Proteste auch in Frankfurt und Osnabrück erfolgreich

Bei allen katholischen Kirchen der Bundesrepublik sollten am 28. Dezember um 12 Uhr eine viertel Stunde die Glocken läuten. So hatte es die Konferenz der Diözesanbischöfe im Juni beschlossen. Sie war damit der Initiative des Fuldaer Bischofs Johannes Dyba gefolgt, der das Dauergeläut schon im Vorjahr in seinem Bistum hatte praktizieren lassen. „Das Glockengeläute,“ hieß es noch am 17. Dezember im Fuldaer Bonifatiusboten, „ist Ausdruck unserer Trauer über die Hunderttausende von Kindern, die bei uns jährlich noch im Mutterleibe getötet werden“.

Gegen das Läuten, auf das ein besonderer Gottesdienst „Für das Leben“ folgen sollte, waren heftige Proteste von außer und innerhalb der Kirche gefolgt. In Bremen setzten die Grünen den Vordruck einer Postkarte in Umlauf, in der Kirchenvorstandsmitglieder aufgefordert wurden, „sich nicht an dieser Maßnahme zu beteiligen.“ Denn: „Anstatt Partei für Frauen (in Not) zu ergreifen, zeigt damit die (katholi

sche) Kirche nur einmal mehr ein frauenfeindliches Gesicht.“

Der Stadtpastoralrat Bremen, höchstes Beratungsgremium des Bremer Dekanats, beschloß am 16. November auf das „demonstrative Glockengeläut am 28. Dezember“ zu verzichten, weil das „kein geeignetes Zeichen sei.“ Die große Zahl der Abtreibungen sei zwar ernst zu nehmen, aber andere Zeichen, die die Hilfe für die Frauen mehr betonten, seien günstiger. Empfohlen wird die Kollekte für eine vom Sozialdienst Katholischer Frauen eingerichtete Kinderkrippe in der Gemeinde St. Elisabeth.

Die Frankfurter und Osnabrücker Gemeinden fanden das Bremer Bespiel so überzeugend, daß Gemeinderatsvorsitzende und Pastorenkonferenzen ebenfalls auf das Läuten verzichten wollen. Im Bischofssitz Osnabrück könnte das dazu führen, daß allein vom Dome den Sünderinnen ins Gewissen gebimmelt wird, während sie ringsum normalen Bepredigungen und Kollekten anheimfallen.

utaz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen