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Joint-venture heißt das Wort des Monats  ■ E R E I G N I S D D R

Was Westberliner FluglärmgegnerInnen seit langem ein Dorn im Auge ist, die geplante Erweiterung des Berlin-Flugverkehrs, soll jetzt mit DDR-Hilfe vonstatten gehen. Gestern wurde ein Gemeinschaftsunternehmen zum Ausbau des Ost-berliner Flughafens Schönefeld gegründet. Mit einem Stammkapital von 20 Millionen DM wollen die Lufthansa, die Interflug und die Westberliner Flughafengesellschaft sich daran beteiligen. Die Kapazität des Flughafens von derzeit 2,5 Millionen Passagieren soll stufenweise auf das Vierfache erweitert werden. Das Wort des Monats heißt: Joint-venture. Kein Laie weiß, was das ist, aber alle machen's. Das DDR -Vorzeigekombinat Robotron, Computerhersteller, macht Joint -venture mit der bayerischen Firma Pilz zur Errichtung eines modernen DDR-Werks zur Herstellung von Compact-disks für den DDR-Markt mit 250 Beschäftigten. Auch das staatliche Transportunternehmen Deutrans hat jetzt einen Vertrag mit der Westberliner Spedition Hamacher zum Transport von „modischen Textilien“. Joint-venture auch beim TV. Ein deutsch-deutscher Schimanski-Tatort ist vereinbart, in dem garantiert der Gärtner nicht Mörder ist.

Noch reichlich Zeit wird das neue Mediengesetz der DDR brauchen. Am Mittwoch wurde dafür eine Kommission unter Vorsitz des Justizministers und unter Teilnahme von 60 Vertretern von Medien, staatlichen und anderen Organisationen gegründet. Da die Ausarbeitung des Gesetzes mindestens ein Jahr dauern wird, soll im Vorfeld der Wahlen am 6. Mai ein Beschluß der Volkskammer zur freien Pressearbeit ausgearbeitet werden. Darin sollen der Schutz der Journalisten, die Abschaffung der Zensur und der freie Zugang und die freie Verarbeitung von Informationen festgelegt sein. Bei anstehenden Gesetzesberatungen will die Volkskammer Vertreter der neuen Parteien und Bürgerbewegungen einbeziehen. Ehemalige politische Häftlinge in der DDR haben sich in einem offenen Brief gegen Haß und Rachegedanken gewandt und zur Integration von früheren Stasi -Leuten aufgerufen. Andere Geheimdienstler kehren in die BRD zurück. Der letzte von 25 in der DDR inhaftierten Agenten soll Freitag zurück. In welche Kohlegrube er jetzt wohl integriert wird?

Ve.

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