: Papst muß entscheiden: Wer kriegt Noriega?
■ Die panamaische Staatsanwaltschaft will General Noriega in Panama wegen Mordes vor Gericht bringen, Panamas Präsident Endara dagegen besteht darauf, daß Noriega in die USA abgeschoben wird / UNO verurteilt US-Invasion, die bisher 1.900 Todesopfer forderte
Panama-Stadt (afp/dpa) - Das Tauziehen um den gestürzten General Noriega, der sich vor den US-Besatzungstruppen in die vatikanische Botschaft geflüchtet hat, ist in vollem Gang. Während für Panamas neuen Präsidenten Endara nur eine Auslieferung an die USA in Frage kommt, will die panamaische Staatsanwaltschaft den General wegen Mordes vor die einheimische Gerichtsbarkeit stellen. Noch hat der Papst nichts entschieden.
Der von den USA eingesetzte neue panamaische Präsident Guillermo Endara will den Papst bitten, Manuel Antonio Noriega an die USA auszuliefern. Er hoffe, Papst Johannes Paul II. werde seiner Bitte entsprechen, sagte Endara am Sonntag. Ein Gerichtsverfahren gegen Noriega in Panama schloß Endara aus, denn nach der US-Invasion gebe es in Panama keine funktionierende Gerichtsbarkeit mehr.
Wenige Stunden zuvor hatte der panamaische Generalstaatsanwalt Rogelio Cruz allerdings angekündigt, Noriega solle wegen Mordes vor ein panamaisches Gericht gestellt werden. Die Staatsanwaltschaft habe Beweise dafür, daß Noriega nach dem fehlgeschlagenen Putsch gegen ihn Anfang Oktober die Hinrichtung von zehn Offizieren angeordnet habe. Der Erzbischof von Panama, Monsenor Marcos McGrath, forderte Noriega auf, sich zu ergeben. Die katholischen Bischöfe Panamas hatten sich am Samstag in einem Brief an den Papst für die Herausgabe Noriegas eingesetzt.
Die UNO-Vollversammlung hat die Invasion am Freitag mit 75 zu 20 Stimmen verurteilt und die USA zum sofortigen Rückzug aufgefordert. 39 der 159 Mitgliedsländer enthielten sich, 25 waren nicht anwesend. Spanien stimmte als einziges EG-Land für die von Kuba und Nicaragua eingebrachte Resolution. Spanien hat auch die Durchsuchung der nicaraguanischen Botschafterresidenz scharf verurteilt und gleichzeitig gegen das Eindringen von US-Soldaten in spanische Einrichtungen in Panama protestiert. Der stellvertetende sowjetische Außenminister Alexander Bessmertnych verlangte am Samstag gegenüber dem US-Botschafter in Moskau den sofortigen Abzug der US-Truppen aus Panama.
Kuba hat der Endara-Regierung unterdessen jegliche Legitimation abgesprochen. Die neue Staatsführung sei eine „sogenannte Regierung“, die „einzig und allein“ auf der Besatzung Panamas durch die Truppen der USA beruhe, hieß es in einer Erklärung des kubanischen Außenministeriums. Seit der Invasion sollen nach Angaben der USA über 5.300 Panamaer in Haft sein, 314 panamaische Soldaten seien getötet und 124 verwundet worden. Die Zahl der getöteten Zivilisten wird auf mindestens 1.500 geschätzt. Siehe Seite 7
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