Bremer Kids in BKA-Computer gespeichert

■ Eltern der festgenommenen Jugendlichen beklagen fehlende Aufarbeitung und wollen mit Strafanzeigen nachhelfen

Die Massenverhaftungen am 19. Novemberim Ostertor zieht weitere Kreise. Aus den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft geht hervor, daß mindestens die festgenommenen Personen, vielleicht auch diejenigen, bei denen lediglich die Personalien festge

stellt wurden, an die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe weitergegeben wurden. Die gab es der Bremer Polizei zwar schriftlich, daß sie sich nicht einschalten wolle, hat jedoch eine Beobachtungsakte angelegt.

Und auch im Computer beim

Bundeskriminalamt sind die Namen von 23 der 26 Festgenommenen gespeichert. Nur die 15jährigen wurden nicht gespeichert. Im Apis-System, zu dem die Bundesländer Zugang haben, sind die Vorgänge im Ostertor unter der Rubrik 'Ereignisse‘ gespeichert.

„Im weitesten Sinne Staatsschutzdelikte“, so der Sprecher des Innensenators, würden in den Dateien gesammelt.

Nach einem Gespräch mit Innensenator Peter Sakuth und Polizeipräsident Rolf Lueken überlegen Eltern von damals festgenommenen Jugendlichen, Strafanzeigen gegen am Einsatz beteiligte Polizisten zu stellen. Zwar hat sich der Polizeipräsident während der vorweihnachtlichen dreistündigen Unterredung für das Verhalten seiner Beamten entschuldigt. Die hatten den zum Teil erst 15jährigen nicht mitgeteilt, warum sie festgenommen worden waren und hatte ihnen verwehrt, die Eltern von der Festnahme zu unterrichten.

Neben verständnisvollen Worten hatten Sakuth und Lueken aber nur wenig anzubieten. „Aufarbeitende Gespräche“ sollen mit den Beamten geführt werden. Damit ist ausgerechnet der Leiter der Schutzpolizei, Bode, beauftragt werden. Der hatte bei einer Diskussionsveranstaltung im Gymnasium Hamburger Straße noch abgestritten, daß die Polizei gegen Recht und Gesetz verstoßen haben könnte.

Um mehr Dynamik in die staatsanwaltschftlichen Ermittlungen gegen Polizeibeamte zu bekommen, überlegen jetzt einige Eltern, mit Strafanzeigen gegen beteiligte Polizisten vorzugehen. So zum Beispiel Helmut Hauschild. Der war am 19.11., immerhin, von der Polizei aus der Wache Woltmershausen angeru

fen worden. „Ihr Sohn sitzt im Kittchen“, sei ihm mitgeteilt worden, und das könne noch ein paar Stunden dauern. Hauschild und seine Frau fuhren zur Wache. „Ich bin da 'rein und habe gesagt: 'Guten Tag, mein Name ist Hauschild, ich möchte meinen Sohn sehen.“ Dies wurde ihm ebenso verwehrt wie einem anderen Ehepaar. Für seine Stellungnahme hat sich der Polizist eine besondere Geschichte einfallen lassen, die auch in den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft enthalten ist. „Der Vater benahm sich teilweise sehr aggressiv. Wegen dieses aggressiven Verhaltens war zu befürchten, daß es zu Ausschreitungen kommt, wenn der Vater mit den in Gewahrsam genommenen Personen in Kontakt kommt. Dadurch hätte die Gefahr bestanden, daß sich die Aggression auf die anderen Zelleninsassen überträgt. Eine Verbringung des R. Hauschild (der festgenommene Sohn, d. Red.) war nicht möglich aufgrund des Publikumverkehrs.“ Hauschild dazu: Außer den beiden Ehepaaren war niemand da.

Ein Pastor dessen Sohn festgenommen, geschlagen und verbal bedroht wurde („Wenn wir Dich alleine auf der Straße getroffen hätten, hätten wir geschossen“), gibt den beiden Beamten noch eine Chance, bevor er eine Anzeige stellen will. Sie sollen sich bei ihm melden. Das hat er auch im Gespräch mit Sakuth und Lueken vorgebracht. Geschehen ist bislang nichts.

hbk