: Ölpestgefahr vor Marokko gestiegen
■ Winde drohen, die Öllache aus dem vor Marokko gestrandeten Tanker an Land zu treiben / Auch Bergungsarbeiten gefährdet / „Kharg 5“ droht auseinanderzubrechen / Angeblich leckt sie weiter
Rabat/Madrid (afp/dpa) - Die Gefahr einer Ölpest vor Marokko ist gestiegen, erklärte am Mittwoch ein Sprecher der Königlichen Marokkanischen Marine. Vor der Nordwestküste wurden Winde erwartet, die mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h den Ölteppich an Land treiben könnten. Die entstehenden Wellen könnten die schwimmenden Barrieren zerstören, die vor Ualidia, im Süden Casablancas, errichtet worden sind. Auch das Abschleppen des iranischen Tankers, der sich rund 350 Kilometer vor Marokko befindet, in Richtung Gran Canaria werde durch die verschlechterten Wetterbedingungen erschwert, berichtete der Sprecher weiter. Die „Kharg 5“ drohe auseinanderzubrechen. Bisher sind über 70.000 Tonnen der geladenen 270.000 Tonnen Rohöl ausgelaufen. Ein Sprecher des Rotterdamer Abschleppunternehmens „Smit Tak“ erklärte, das Schiff verliere inzwischen keine Last mehr. Recherchen der spanischen Tageszeitung 'El Pais‘ zufolge verliert der Tanker hingegen sehr wohl noch Rohöl. Das seither ausgelaufene Rohöl hat sich auf 300 Quadratkilometer verteilt. Der Ölfilm war am Mittwoch rund 30 Kilometer von der marokkanischen Küste zwischen El Jadida und Safi entfernt. Die spanischen Behörden haben unterdessen Vorwürfe des Abschleppunternehmens zurückgewiesen, sie gewähre dem havarierten Schiff keinen Zugang zu ihren Häfen. Ein Sprecher der spanischen Handelsmarine erklärte, sein Land habe lediglich einige Bedingungen gestellt, etwa daß aus dem Tanker kein Öl mehr auslaufen dürfe.
Entgegen den Aussagen der Königlichen Marokkanischen Marine hat der marokkanische Fischerei- und Schiffahrtsminister Bensalem Smili am Mittwoch Entwarnung gegeben. Im Augenblick könne in der Unglückszone gefahrlos weiter gefischt werden, versicherte er. Wind- und Strömungsverhältnisse würden dafür sorgen, daß die Öllache an Marokko vorbei ziehe. Der französische Umweltstaatssekretär Brice Lalonde sprach hingegen von einer fortdauernden Gefahr für Marokkos Atlantikküste.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen