: Die Bush-Connection...
■ Noriegas Drogengeschäfte seit Jahren bekannt
Das Präludium zum Drama, das in wenigen Tagen tausend bis zweitausend Tote gefordert hat und dessen letzter Akt nun in den USA aufgeführt wird, scheint längst vergessen. Es liegt 13 Jahre zurück. Damals, 1976, lernten sich die beiden Protagonisten Bush und Noriega in Washington bei einem Arbeitsessen kennen. Sie waren Amtskollegen, der eine stand der CIA vor, der andere der G-2. Der Chef des panamaischen Geheimdienstes war ein gerngesehener Gast. Immerhin galt er als einer der fähigsten Geheimdienstler auf dem lateinamerikanischen Subkontinent. Noriegas Kurs an der Spionagebörse stieg zudem rapide, als in Nicaragua 1979 die Sandinistische Befreiungsfront den Diktator Somoza stürzte. Denn immerhin hatte das vom linksnationalistischen General Torrijos regierte Panama den Revolutionären Waffen geliefert und ihnen als logistische Basis gedient. Bereits 1983 erfuhr Vizepräsident Bush, gleichzeitig Vorsitzender der „South Florida Drug Interdiction Task Force“, einer von Präsident Reagan eingerichteten Drogenbekämpfungsbehörde, vom damaligen Präsidenten Panamas, Ricardo de Espriella, offiziell über die Beteiligung hoher Funktionäre Panamas am internationalen Drogenhandel. 1985 wischte der inzwischen verstorbene CIA-Boß William Casey - so heißt es in einem 1988 veröffentlichten Bericht des Unterausschusses des US -Senats für Fragen des Terrorismus, der Drogen und internationaler Operationen - alle Beschuldigungen, die von der US-Drogenbehörde DEA gegen Noriega erhoben wurden, mit dem Argument vom Tisch, der General habe eine „wertvolle Unterstützung unserer Politiker, speziell im Fall Nicaraguas geleistet“. Noriega hatte damals den USA offenbar die Ausbildung nicaraguanischer Contra-Rebellen versprochen und angeboten, Teile seiner Streitkräfte gegen Nicaragua einzusetzen. Nach Darstellung des früheren Vorsitzenden des Drogenausschusses des Repräsentantenhauses, Charles Rangel, bot Noriega sogar die Ermordung führender Sandinisten an. Als die 'New York Times‘ am 12. September 1986 berichtete, US-Geheimdienste hätten Beweise, nach denen der General tief in den Drogenhandel verstrickt sei und mit dem kolumbianischen Kokainkartell von Medellin zusammenarbeite, reagierte das US-Außenministerium mit einer barschen Stellungnahme: „Solche öffentlichen Spekulationen betrachten wir angesichts unserer grundlegenden Interessen in Panama als wenig hilfreich.“ Noch im Frühsommer 1987 bestätigte das US-Justizministerium: „Die Zusammenarbeit mit den panamaischen Stellen bezüglich der Auslieferung von Drogenhändlern ist ganz ausgezeichnet.“ Kein Wort über General Noriega. Gegen ihn erhob die US-Justiz erst ein Jahr später Anklage wegen Drogenhandels. Ende 1987 hatten die USA ihren jahrelangen Schützling fallenlassen und betrieben fortan seinen Sturz - mit wirtschaftlichen, politischen und schließlich auch militärischen Mitteln. Die Gründe für die Abservierung Noriegas liegen noch weitgehend im dunkeln. Einige Geheimnisse hat der frühere CIA-Chef Casey wohl mit ins Grab genommen. Andere könnte Noriega vor der US-Justiz ausplaudern.
thos
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