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Vietnamesen dürfen in die USA

■ Hanoi setzt Abkommen mit den USA in die Tat um / Wollen 450.000 ausreisen?

Ho-Tschi-Minh-Stadt (afp/taz) In Vietnam hat am Feitag die Ausreise von Anhängern des früheren südvietnamesischen Regimes begonnen. Mit zwei Sonderflugzeugen verließen rund 150 Vietnamesen das Land in Richtung USA, die meisten von ihnen hohe Beamte und Offiziere der proamerikanischen Regierung in Saigon. Monatlich zwischen 700 und 1.500 Personen sollen den Vereinigten Staaten nach amtlichen vietnamesischen Angaben nun ins Haus stehen. Insgesamt wird die Zahl der Anhänger des früheren Saigoner Regimes auf 450.000 beziffert. Falls sie alle auswandern würden, wäre das eine Perspektive, über die sich die Einreisebehörden der USA nicht gerade freuen dürften.

Nach siebenjährigen Verhandlungen hatten sich Vietnam und die USA im Juli 1989 auf dieses Ausreiseprogramm geeinigt. In Zukunft wird der Emigrationswunsch manches Vietnamesen sicherlich an der zurückhaltenden Ausstellungspraxis von Einreisepapieren in die USA scheitern. Guten Willen bewiesen die Vietnamesen gegenüber den USA schon im Januar 1988, als die Ausreise von 30.000 amerasischen Kindern, die US -Soldaten bei ihrem Engagement in der Region zurückgelassen hatten, innerhalb von zwei Jahren zugesichert wurde.

Auch von dem gestern angelaufenen Programm erwartet sich der Sprecher des vietnamesischen Außenministeriums eine Verbesserung der Kontakte zu den Verinigten Staaten. Die beiden Staaten hatten ihre diplomatischen Beziehungen bei Kriegsende 1975 abgebrochen. Doch selbst mit dem Abzug der vietnamesischen Truppen aus Kambodscha waren die USA und Japan Ende Oktober nicht zur Genehmigung eines Weltbankkredits für das ausgepoverte Land zu bewegen.

Viele der Ausreisewilligen waren nach dem Sturz der Regierung in Saigon lange Jahre inhaftiert und nach ihrer Freilassung arbeitslos. Beobachter vermuten, daß viele sich für eine Ausreise interessieren, weil sie sich Arbeitschancen in den USA ausrechnen und später wieder nach Vietnam zurückkehren wollen.

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