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"Hilfe für die DDR?"-betr.: Gemeinschaftsanzeige der Deutschen Reichsbahn und Deutschen Bundesbahn, abgedruckt in der 'Frankfurter Rundschau' am 28.12.89

betr.: Gemeinschaftsanzeige der Deutschen Reichsbahn und Deutschen Bundesbahn, abgedruckt in der 'Frankfurter Rundschau‘ am 28.12.89

An die Damen und Herren der Deutschen Reichsbahn, Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

„Unser Beitrag zum Wiedersehen“, so heißt es auf Ihrer und der Deutschen Bundesbahn gemeinsamer Werbeanzeige. Dazu ein quadratmetergroßes Foto dreier sich begeistert umarmender Menschen: zwei junge Männer, eine junge Frau.

Zu vermuten steht, daß es sich dabei nicht etwa um Kemal und Dieter aus Köln beim gemeinsamen Wiedersehen mit ihrer Urlaubsbekanntschaft Giovanna aus Freiburg handeln soll, sondern um etwas Höheres, nämlich eine deutsch-deutsche Umarmung. Realistischerweise wäre jedoch ein solches Umarmungswiedersehen zwischen BRD- und DDR-BürgerInnen von 50- bis 70jährigen darzustellen. Denn fast nur in dieser Generation noch sehen sich tatsächlich bereits miteinander bekannte Personen wieder.

Die jetzt begonnenen deutsch-deutschen Begegnungen der jüngeren Generation hingegen sind nur dann ein „Wiedersehen“, wenn man in völkisch-großdeutscher Sichtweise unterstellt, daß „Deutsche“ als Brüder und Schwestern, sozusagen schon per Geburt eine emotionale, vertraute Beziehung zueinander haben müßten. Insofern zeigt und propagiert Ihre famose Anzeige, daß Deutsche Deutschen wegen erwiesenen Deutschseins um den Hals fallen, sich in einem solchen Sinne „wiedersehen“.

Derartiger großdeutscher Einheitsnationalismus wird zwar von der Bundesrepublik mit aller Macht forciert, aber warum geben Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der Deutschen Reichsbahn, sich dafür her? Wissen Sie doch sicherlich trotz Ihrer traditionellen Firmenbezeichnung -, daß der Untergang jenes Deutschen Reichs im Grunde ein Segen ist. Und nicht zuletzt für das Ansprechpublikum sowohl der Deutschen Reichsbahn als auch für das der Deutschen Bundesbahn, welche ja nicht noch einmal in Versuchung geführt werden sollten.

Übrigens: Haben Sie die teure Anzeige, mit der Sie sich dermaßen aufs Kreuz haben legen lassen, obendrein auch noch selbst bezahlt? Oder war das „Hilfe für die DDR“?

Max Müller, Stuttgart

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