: Leviten lesen-betr.: taz
Urbi et orbi, Gorbi et tazi: Ein gesundes Neues Jahr.
Liebe ZeitungsmacherInnen, trotz der eingangs aufgeführten frommen Wünsche muß ich dem taz-Team die Leviten lesen, und das nach langjährigem Abonnement.
1. Die Neujahrsgabe: Die schwarze Platte mit dem Gekrächze unseres Parlamentspräsidenten (griechisch: Eukorax) war unerwünscht. Viel lieber hätte ich einen schönen Kalender gehabt wie für 1989. Der war praktisch, machte sich gut an der Wand und war auch noch werbewirksam: Zehn Jahre Pressefrechheit.
2. taz 1990: neuer Umfang, neuer Preis: Schrecklich Neiiinnn - Warum überhaupt - Irsinn.
Kommentar: Die neuen deutschen Verhältnisse rechtfertigen zwar eine eingehendere Berichterstattung. Ob dabei auch zugleich Preis und Umfang der taz angehoben werden müssen, wage ich zu bezweifeln.
Zum Umfang: Der bisherige Umfang der taz reichte für einen Normalleser (berufstätig) voll aus. Die Erstinformation wurde im Bus aufgenommen (20 Minuten), der interessante Rest abends gelesen.
Inhalt und Umfang der bisherigen taz (1989) führten sowieso dazu, daß nur ein geringer Prozentsatz voll verarbeitet wurde. (...) Die taz ist meines Erachtens für eineN NormalleserIn, der/die auch noch andere Dinge zu tun hat als Zeitunglesen, bisher hochredundant gewesen. Mehr taz, also mehr Seiten, führen meines Erachtens keinesfalls dazu, noch mehr Informationen aufzunehmen.
Zum Inhalt: Mehr aktuelle Informationen sind zu begrüßen. Zu bemängeln sind in der taz
-weitläufige Ergüsse zu Kultur, Politik, Frauen/Männer etc. Viele ein- bis mehrseitige Artikel sind in einem Soziologen- und Politologenchinesisch geschrieben, das vom Lesen abhält. Brutalste Kürzungen und Hinweise auf verständliche Sprache wären in vielen Fällen angebracht. (...)
-eine Verschwendung von Raum (Zeitungsfläche) für übergroße Abbildungen, Leerräume, Zwischenräume und Kinkerlitzchen von GrafikerInnen, MöchtegernkarikaturistInnen usw.
Zum Layout: Die sechsspaltige taz ist von der Schriftgröße schon schwer verdaulich. Die Schriftzeichen sind von erschreckender Blässe. Viele Überschriften stehen von der Größe her im krassen Mißverhältnis zu diesen Miniaturhieroglyphen, in denen die taz gedruckt wird.
Vorschläge: Eine neue, aktuelle taz unter Beibehaltung des alten Umfanges ( praktischer Beitrag zum Umweltschutz). Sorgfältige, aber drastische Kürzung von „Ergüssen“ (siehe oben). Bessere Sprache, also verständlicher schreiben. Sorgfältige Ausnutzung der vorhandenen Fläche, also auch unter Verkleinerung von großen Abbildungen. Besseres Schriftbild.
Zum Preis: Alter Preis bei altem Volumen.
Dr. Uwe Wolff, Berlin
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