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Sex und Schnarch und Baby Doll

Sex und Schnarch und Baby Doll. Genau wie die Sportschau hat sich der samstägliche Wohnzimmer-Porno inzwischen einen festen Platz im Herzen der ZuschauerInnen erobert. Zu vorgerückter Stunde dürfen wir Volljährigen mitansehen, was wir uns im Video-Shop nie auszuleihen wagten: heiße Betthupferl, vom Kölner Kommerz-Kanal RTL plus auf die Couchkissen der Verkabelten gelegt. Woche für Woche begehren zwei bis drei Millionen Stimulationswillige, was die privaten Erotikfahnder aus den siebziger Jahren so alles mitbringen.

Als Appetitanreger reichte man an diesem Samstag Letz-Fetz: Locker vom Hocker, einen französischen Spielfilm zum Thema „Erste Liebe“. 95 ach-so-lange Minuten ließen erahnen, wie das überreife Callgirl Helena den (wiß)begierigen 15jährigen Julien in sekundenschnellen Fummelszenen verführte. Zwischendurch fühlten sich Juliens pubertierende Mitschüler dazu aufgerufen, die aufkeimende Affäre durch ihr sexistisches Geschwätz zu kommentieren.

Das Erotischste an dem ganzen Film war mit Sicherheit die Unterhose des jugendlichen Helden: Um seine frisch erworbene Männlichkeit zu dokumentieren, tauschte er waschmaschinengraues Feinripp gegen oranges Frottee mit dreieckigem schwarzen Eingriff. Sein Anblick dürfte die Schaulust der Wachgebliebenen jedoch nur partiell befriedigt haben.

Kurzum, beide Filme waren so erotisch wie die geblümten Tapeten in den Wohnzimmern unserer Eltern. Sie konnten bestenfalls als Beispiele für Ästhetik und Sexualmoral der Siebziger ertragen werden. Nach weiteren mitternächtlichen Einschläferungsprogrammen dieser Art ist jedoch zu befürchten, daß der Schrei nach harten Pornos laut wird. Der allabendliche, peepshowmäßige Aerobic-Akt bei RTL plus liefert bereits einen leicht verhüllten Ausblick auf das, was da in Zukunft abgehen wird... Pfui deibel!Michaela Lechner

Foto: Anna Gripp

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