Aufpasser auf Aufkleber

■ Doventorviertel erstickt im Verkehr/ Beirat: Parkplätze nur für Anlieger

Je Auto, desto Lebensqualität. Foto: Sabine Heddinga

Auch Bildungshungrige fahren Auto, Wehrpflichtige auch, ebenso Arbeitslose und Kunststudenten. Unter allen - und zwar gleichzeitig - haben die Anwohner rund um den Doventorsteinweg zu leiden. Jeder, der mit dem Auto im Kreiswehrersatzamt (Falkenstraße) den Dienst mit der Waffe verweigert, sich motorisiert im Berufsbildungszentrum (BBZ) umschulen läßt oder in der Hochschule für Kunst und Musik seinen ästhetischen Studien nachgeht, braucht zuvor einen Parkplatz. Und den sucht er unter lärmenden Blockumfahrungen in der Regel in den Wohnstraßen der Anlieger.

Seit das neue Arbeitsamt den bei der Verwaltung von 40.000 Arbeitslosen zwangsläufig anfallenden Autoverkehr zusätzlich unter ihre Wohn-und Kinderzimmer gelockt hat, langt es den Anwohnern jetzt endgültig. Und das zeigen sie auch, z.B. bei Gelegenheiten wie der letzten Sitzung des Stadtteilbeirates Mitte am Montagabend. Gnatschsauer sind auch Geschäftsleute und Ladenbesitzer rund um den Großparkplatz „Doventor“. Weil aus dem verpesteten und zugeparkten Viertel die Kundschaft mangels Lebensqualität wegzieht, fürchten sie allmählich ums bilanzielle Überleben.

Arbeitsamtschef Ernst Domino ist sich allerdings keiner Schuld bewußt: Mit rund 300 Tief-, ebenerdigen und wilden Parkplätzen auf arbeitsamtseigenem Bauerwartungsland haben die Bremer Berufsberater ihr baurechtliches Parkplatz-Soll mehr als erfüllt. Dankend aufgreifen will Dominio immerhin folgende Anregung: Im Kopf des Briefpapiers sollen Besucher künftig auf die hervorragende Anbindung des Arbeitsamts ans Bremer Straßenbahnnetz aufmerksam gemacht und zu seiner Nutzung ermuntert werden.

In die gleiche Richtung denkt man offensichtlich auch im Stadtplanungsamt. Bremens oberster Stadtplaner, Detlef Kniemeyer: „Durch den Bau weiterer Parkflächen läßt sich das Problem nicht lösen, sondern höchstens verschärfen. Mehr Parkplätze entlasten nicht die Wohnstraßen, sondern locken nur zusätzliche Autos an.“ Kniemeyers Alternative: In allen Wohnstraßen sollen nur noch Anlieger-Autos parken dürfen, die durch Aufkleber als solche kenntlich gemacht sind. Aufklöeberloses Parken würde dann teuer. Das Problem: Die Überwachung. Solange zu den Aufklebern die Aufpasser fehlen, bleibt die „Parkplatzbewirtschaftung“ nur ein Planspiel. Beides - Aufkleber und Aufpasser - hat der Beirat am Montag gefordert.

K.S.