Keine Kohle mehr vom Bosporus an den Rhein

Dem türkisch gesponserten Basketball-Bundesligisten Galatasaray Köln droht der finanzielle Kollaps / Seit Oktober keine Gelder mehr vom Mutterverein aus Istanbul / Spielboykott von den Aktiven vorerst verworfen / Trainer pessimistisch  ■  Aus Köln Peter Mohr

Im Herbst des letzten Jahres wurde das multi-nationale Kölner Basketballprojekt noch als wegweisendes Modell für die Zukunft gepriesen.

Eine türkische Bank und der millionenschwere Fußballclub Galatasaray halfen dem BSC Köln, der gerade seinen Sponsoren verloren hatte, mit Millionen vom Bosporus aus der Klemme. Im Gegenzug wurde der Club in Galatasaray umbenannt und sollte in drei Jahren - so die Vorgabe der Sponsoren - in der europäischen Spitze mitmischen.

Dem viermaligen Meister gelang es mit Hilfe der unerwarteten Finanzspritze, die Abgänge seiner Stars Hansi Gnad und Frank Hudson zu kompensieren. Mike Jäckel kam vom DTV Charlottenburg, Lutz Wadehn vom Nachbarn aus Leverkusen, Kai Nürnberger aus dem niedersächsischen Salzdahlum, und schließlich wurde auch Kapitän Klaus Zander noch einmal überredet, ein Jährchen weiterzumachen.

Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison, die mit dem fünften Meistertitel gekrönt werden sollte, waren geschaffen.

Geld blieb aus

Bis Ende Oktober lief auch alles wie am Schnürchen. Die Schützlinge des amerikanischen Trainers Toni di Leo lieferten sich an der Spitze ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Titelverteidiger BG Bayreuth. Doch nach den ersten sportlichen Rückschlägen blieb plötzlich auch das Geld vom Bosporus aus.

Die türkischen Vorstandsmitglieder des Basketballbundesligisten Alp Yaman (Vizepräsident) und Faruk Süren (Schatzmeister) schlugen den Beschwichtigungskurs ein und vertrösteten die Spieler von Woche zu Woche. Doch nach Weihnachten war die Geduld der Spieler, die seit Oktober kein Geld mehr bekommen hatten, am Ende.

Bereits zur Partie gegen Titelverteidiger Bayreuth einen Tag vor Silvester mußte di Leo seine Schützlinge überreden, die Reise in die Wagnerstadt anzutreten. Am letzten Wochenende folgte die 84:85-Niederlage beim abstiegsbedrohten SSV Ulm, die die Kölner auf acht Punkte hinter Spitzenreiter Bayreuth zurückfallen ließ.

Schatzmeister Süren war in den letzten Wochen nicht zu erreichen, da er sich in seiner Heimat aufhält. „Innenpolitische Gründe“ wurden aus der Zentrale des Muttervereins in Istanbul lapidar für das Ausbleiben der Zahlungen angeführt. Die von den türkischen Sponsoren für die Klärung gesetzte Frist ist mittlerweile verstrichen. Weder Geld noch Schatzmeister sind in Köln eingetroffen.

Rund um den Dom pfeifen es die Spatzen bereits von den Dächern, daß der Bundesligist ohne die türkischen Zuwendungen unaufhaltsam in die Pleite schlittert. Mittlerweile ist die Idee einiger Spieler, den Spielbetrieb zu boykottieren, jedoch wieder verworfen worden. Einstimmig beschloß die Mannschaft auf einer Krisensitzung, heute gegen 1860 Hagen anzutreten.

„Wenn wir nicht antreten, brauchen wir erst gar nicht mehr auf das Geld zu warten. Dann ist alles aus“, erklärte Co -Trainer Michael Laufer. Tritt ein Team nämlich zweimal in einer Saison nicht an, muß es automatisch absteigen.

Trainer und Vorstand geben sich inzwischen äußerst pessimistisch. „Wenn nicht bald ein positives Zeichen kommt, sind die Spieler nicht mehr zu halten“, dämpft Manager Ludwig allzu große Erwartungen auf eine bessere Zukunft. Solvente Vereine haben bereits Kontakte zu den Korbjägern Jäckel, Wadehn, Baeck und Nürnberger geknüpft. Die Ära des Kölner Spitzenbasketballs scheint sich dem Ende zuzuneigen.

Das vor vier Monaten als zukunftsweisend propagierte Projekt scheint sich als folgenschwerer Millionen-Flop zu erweisen. Selbst wenn - wider Erwarten - noch Geld aus der Türkei eintreffen sollte, malt Trainer di Leo für den Kölner Bundesligisten eine schwarze Zukunft: „Dieses Kapitel wird sich auch auf die neue Saison auswirken. Zu uns kommt kein neuer Spieler mehr, und die alten werden sich nach neuen Vereinen umsehen.“ Nach nur zwölfjährigem Bestehen droht dem Club nun der finanzielle Kollaps.