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Bremer Publikum bundesligareif

■ ... und die Handballerinnen aus Walle und Hastedt auch / Management muß lernen

Dreitausend Leute in der Stadthalle bei einem Handballspiel der 2.Bundesliga gabs in Bremen noch nie. Sie bejubelten 38 Tore, von denen Walle 22 warf und damit wie angekündigt gewann. Der Ankündiger, Walles Manager Eddy Birr, hatte zwar 15 Tore Vorsprung versprochen, war aber mit dem Endergebnis zufrieden. Schließlich hatte das gute Spiel des Tabellenzweiten aus Hastedt dazu geführt, daß alle ZuschauerInnen das Spiel mit Vergnügen ansahen. Zumindest der Beifall für die hervorragenden

Einzelleistungen der Wallerinnen Czilla Elekes und Klara Orban und der Hastedterinnen Ulrike Hagestedt und Anja Schröder ließ das vermuten.

Daß Walle in die Bundesliga aufsteigt, scheint klar. Daß Hastedt nicht chancenlos ist, den gleichen Weg zu gehen, sah gestern Walles Trainer Ludolf. „Engagiert“ nannte er das Spiel der Hastedterinnen. „Damit können sie bestehen.“

Bundesligatauglich - so neben Ludolf auch Hastedts Trainer Franke - sei das Bremer Publikum auf jedem Fall.Die große Zahl, die übrigens eine Einnahme von über 15.000 Mark für Hastedt brachten, ließ Manager Birr schon träumen. „Bei Spitzenspielen der Bundesliga können wir vielleicht in die große Halle gehen. „Bis dahin muß allerdings die Organisation in der Stadthalle noch besser werden. Die Hastedter hatten wohl gedacht, ihr Vereinswesen aus der Vorstadt in die City übertragen zu können. Mit ein paar Tischen, an denen Karten ausgegeben wurden, lief jedoch gar nichts. 10 Minuten vor Spielbeginn waren gerade 1.500 Leute in der Halle, der Rest stand im Stau beim Kartenkauf. Schließlich mußte sogar Trainer Jörn

Franke (Hastedt) Karten verkaufen. Mit 10 Minuten Verspätung wurde angepfiffen - das gibts sonst nur bei den Fußball -Spitzenspielen.

Die Vermutung, der berüchtigte Bremer Handballkrieg habe die Massen angelockt, wurde vor dem Spiel von beiden Seiten geäußert. „Menschliche Wärme“ (in Hastedts Mannschaft) stünde gegen „Geld und persönliche Kälte“ (in Walles international zusammengesetztem Team), hieß es noch vor dem letzten Treffen der beiden im Oktober. Fernsehjournalisten bekamen Vereinsverbot (Radio Bremen bei Walle), und auch die taz wurde schon der Parteilichkeit für Hastedt beschuldigt. Das alles war vergessen. Sogar der kurzfristige Einkauf schon pensionierter Spitzenspielerinnen durch Walle löste bei Hastedt keine Reaktion aus. „Die haben sich doch bei uns schon angeboten, wir wollten sie nicht“, war von Hastedter Spielerinnen zu hören. Friede, Freude, Eierkuchen? Nicht ganz: „Warum sollen wir uns nicht freuen“, sagt Manager Birr, „das war wahrscheinlich Hastedts letzte große Einnahme.“

Walle, wir berichteten (s. Ausgabe vom 13.1.), hat jetzt größere Ziele. Die angestrebte Welt

spitze, die der neue technische Direktor Helmut Kosmehl versprach'ist zwar noch ganz schön weit weg, aber nicht unerreichbar. „Schließlich ist unsere Mannschaft nicht eingespielt“, erklärte er die noch deutlich sichtbaren Mängel im Zusammenspiel seiner Frauschaft. Wenn Walle im gleichen Tempo wie bisher internationale Spitzenspielerinnen sammelt - von Stars aus der DDR ist jetzt die Rede - dann wird es auch noch einige Zeit dauern, bis das erhoffte homogene Team in der Halle steht. m

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