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West-Reformen?

Seit einigen Wochen sonnt sich die westliche Welt genüßlich vom Fernsehsessel aus, mit Bier und Knabberbox ausgestattet, am Untergang des Sozialismus. Zugegebenermaßen ist es ja ein freudiges Ereignis, Diktaturen sterben zu sehen.

Die historische Bedeutung dieser Umwälzungen ist in den letzten Wochen oft erwähnt worden, doch ob sie tatsächlich erkannt ist, bleibt fragwürdig. Gerade für die beiden deutschen Teilstaaten liegen in dieser Situation ungeahnte Möglichkeiten eines Neuanfangs - doch kein wirkliches Konzept weit und breit. Nur die Rufe nach dem einig Vaterland schallen aus der Nacht der Planlosigkeit. Wiedervereinigung zu westdeutschen Konditionen?

Sollten wir uns im Westen nicht wenigstens Gedanken machen, um diese einmalige Chance nicht ungenutzt zu lassen und im Zuge des Neuanfangs auch mit Mißständen made in BRD aufräumen? Wollen wir uns damit begnügen, unser Wirtschaftssystem mitsamt dem zentralen Domga: „In Gold we trust!“, in den Osten zu exportieren? Wäre es nicht vielmehr an der Zeit, einzugestehen, daß auch bei uns nicht alles Gold ist, was glänzt?

In diesem Zusammenhanbg muten folgende Worte Dostojewkis‘ aus Die Brüder Karamasoff wie ein Kommentar zum Zeitgeschehen an: “... Oh, glaubt nicht an die Einigkeit der Menschheit! Wer das Fallen aller Schranken, die Erfüllung aller Bedürfnisse für Freiheit hält, verdirbt die Natur der Menge, denn er ruft sinnlose Gewohnheiten und Begierden in ihr hervor. Neid, Wollust und Hochmut sind die geringsten. Das Wohlleben wird zum unumgänglichen Bedürfnis, man opfert ihm sein Leben, Ehre und Menschenliebe...“

Ansgar Klebes, Berlin

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