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Ost-West-Austausch: Ende der Einbahnstraße

■ Wissenschaftssenatorin Riedmüller sprach mit DDR-Ministern für Wissenschaft und Bildung / Bald Erlaß der Studiengebühren für Westberliner Studenten an Ostberliner Hochschulen? / West-Ökoforschung im Gebiet des ehemaligen Funktionärsghettos Wandlitz

Das One-way-System im Studentenaustausch zwischen Ost- und West-Berlin wird hoffentlich in Kürze beendet sein: Wie Wissenschaftssenatorin Riedmüller gestern bekanntgab, sollen die erheblichen Studiengebühren, die Westberliner Studenten bisher für ein Vollzeitstudium an den Ostberliner Hochschulen entrichten mußten, wegfallen. Bisher mußten dafür im Einzelfall immerhin bis zu 12.000 Mark Wohn- und Studiengeld pro Jahr an das Export-Büro der Humboldt -Universität bezahlt werden. Frau Riedmüller führte Montag und Dienstag Gespräche mit ihren DDR-Kollegen in Ost-Berlin, dem Minister für Wissenschaft und Technik, Buding, und dem Minister für Jugend und Bildung, Emons.

Beide Seiten zeigten sich an intensiven Kooperationen interessiert, und sowohl auf wissenschaftlichem wie auf technischem Gebiet wurden einige konkrete Absprachen getroffen. Der Status West-Berlins, der bisher für die östliche Seite immer dazu gedient hat, jegliche Zusammenarbeit im universitären Bereich abzulehnen - ein besonders schwieriges Verhältnis herrschte zwischen der Humboldt-Universität und der FU, die von ersterer nie anerkannt worden ist - solle keine Rolle mehr spielen, betonte die Senatorin. Vor allem DDR-Bildungsminister Emons will einem massenhaften Zug seiner Studenten gen Westen vorbeugen und war in diesem Zusammenhang zu einer Lockerung der Zugangsberechtigung zur Humboldt-Universität bereit. Die DDR werde in Zukunft persönliche Kooperationen und die Zusammenarbeit zwischen einzelnen Hochschulen nicht mehr kontrollieren, berichtet Riedmüller weiter. Gegenseitige Studienleistungen sollen in Zukunft anerkannt werden, die Verfahren dafür müssen aber erst noch entwickelt werden.

Zwischen den Politikern ist auch ein Wissenschaftleraustausch beschlossen worden, für den das jeweilige Herkunftsland die Kosten übernehmen soll. Die DDR habe eine Liste von Prioritäten und Projektwünschen vorgelegt, die beim nächsten Arbeitstreffen sowie in gemeinsamen Workshops weiter konkretisiert werden sollen. Sie betreffen unter anderem Marktforschung, Verwaltungslehre, Sozialwissenschaften, Technikfolgenabschätzung sowie die Bereiche Frauen und Friedensforschung. Im technischen Bereich sind es Forschungen zu Polymeren, Informationssysteme, Tagebau, Biomechanik und Antihormone. Besonders interessiert zeigte sich die DDR-Seite am Bereich der Energieforschung. Zum Thema Umweltforschung sei ein gesondertes Treffen vereinbart worden, so Frau Riedmüller.

Offen sein soll in Zukunft auch das Ostberliner Zentralinstitut für Dokumentation, in dem die gesamte Literatur und Forschung osteuropäischer Länder übersetzt und aufgearbeitet wird - für West-Studenten und Wissenschaftler vermutlich ein unerschöplicher Fundus. Und, nicht ohne exotischen Reiz: Die DDR-Seite hat den Westberliner Hochschulen Forschungsgelände für ökologische und landwirtschaftliche Forschungen angeboten, u.a. ein Waldstück im ehemaligen DDR-Funktionärsghetto Wandlitz. Konkret handelt es sich dabei um eine Fläche von 10.000 Quadratmetern, die der stellvertretende Umweltminister Succow dem Senat angeboten hat. Der denkt dabei offensichtlich auch an das Institut für Ökologie der TU, dem in Dahlem ein Forschungsgelände mit Langzeitversuchen weggenommen werden soll.

dpa/kd

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