piwik no script img

Kleinwaffen-betr.: "Schwarzwälder Südfrüchte bringen den Tod", taz vom 19.12.89 und Leserbriefe vom 2./10.1.90

betr.: „Schwarzwälder Südfrüchte bringen den Tod“,

taz vom 19.12.89 und Leserbriefe dazu vom 2./10.1.90)

U-Boote, Kampfpanzer und -flugzeuge, Gewehre und Zünder die bundesdeutsche Rüstungsindustrie liefert, dank der grenzenlosen Genehmigungspraxis der Bundesregierung, nach Wunsch Rüstungsgüter und Waffen in alle Welt. Dabei können friedensbewegte TouristInnen aus der BRD in der Regel jedoch keine belgische FN FAL vom Schnellfeuergewehr G 3 aus Oberndorf unterscheiden. Niemand kann ihnen das verdenken, schließlich sind die Details nur für Fachleute augenscheinlich. Ein kompaktes Handbuch fürs Reisegepäck existiert nicht. Soweit muß ich Jochen aus Kiel und Walter Schwenninger aus Tübingen Recht geben.

Das Rüstungs-Informationsbüro Oberndorf (RIO) könnte zur Abhilfe jedoch eines leisten. Auf Anfrage senden wir allen InteressentInnen Länderberichte zu, in denen die sich im jeweiligen Land im Einsatz befindlichen Kleinwaffen (wie Gewehre und Pistolen) in einem kurzen Fotoportrait vorgestellt werden. Natürlich werden wir uns dabei schwerpunktmäßig auf die im jeweiligen Land eingesetzten bundesdeutschen Kleinwaffen konzentrieren.

Verbunden mit diesem Angebot ist die Bitte, uns über Eure im Ausland gesammelten Erfahrungen zu informieren und falls möglich, entsprechende Fotos (besser noch Dias), zum Beispiel von Regierungstruppen bei einer Militärparade oder von Wachpersonal, zuzusenden. Auf eine von RIO erstellte und den beiden grünen Bundestagsabgeordneten Christa Vennegerts und Alfred Mechtersheimer eingebrachte kleine Anfrage zu „Kleinwaffenexporte und Lizenzvergaben“, bestätigte uns die Bundesregierung vor kurzem: Allein für das von Heckler & Koch in Oberndorf entwickelte G 3 wurden Ausfuhrgenehmigungen „für über 80 Länder“ erteilt. Genaugenommen gibt es keine Region, in der sich dieses Schnellfeuergewehr nicht im Einsatz befindet, denn die Weltmeister der Lizenzvergaben im Kleinwaffenbereich sind Heckler & Koch und die Bundesregierung!

So wird dieses Mordinstrument aus deutschen Landen in mindestens 13 Staaten in Lizenz gefertigt. Weitere H & K -Waffen, wie die Maschinenpistole MP 5, sind offiziell bei Polizei- und Armeeinheiten in über 50 Staaten verbreitet. Eine entsprechende RIO-Bundestagsanfrage wird Mitte Februar beantwortet werden.

Zur Analyse des genauen Verbreitungsgebietes dieser in der BRD entwickelten Waffen bitten wir alle Auslandsreisenden um Unterstützung. Hierzu könnt Ihr Euch an RIO, Postfach 1133 in 7247 Sulz, wenden. Rückporto für den Länderbericht beilegen.

Jürgen Grässlin, Sulz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen