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DDR-Mediziner treten für liberalere Aids-Politik ein

Ost-Berlin (dpa) - Aids-Forscher der DDR haben harte Kritik an der bisherigen Aids-Politik geäußert. HIV-Tests sollten auf Wunsch anonym und nicht ohne vorherige sozialpolitische Beratung erfolgen, hieß es auf einem deutsch-deutschen Kolloquium zur Aids-Forschung in Ost-Berlin.

Rüdiger von Baehr von der Ostberliner Charite meinte in einem auf dem Kolloquium verteilten Zeitschriftenbeitrag, die „Ignoranz der Staatsführung“ gegenüber dem Aids-Problem und die bis Anfang 1987 bestehende „staatlich verordnete Funkstille“ habe die Aids-Forschung der DDR „stark behindert“. Der Aids-Beauftragte des Westberliner Senats, Clemens Messing, sprach von einer „Infektionswegeforschung mit Stasi-Methoden“.

Angegriffen wurde der führende Aids-Forscher der DDR, Prof. Niels Sönnichsen (ebenfalls Charite), wegen seiner Zusammenarbeit mit dem bayerischen Staatssekretär Peter Gauweiler (CSU). Gauweiler ist Mitherausgeber einer neuen Zeitschrift 'Aids-Forschung‘, die vom bayerischen Fachverlag R.S.Schulz für den DDR-Markt herausgegeben wird und deren erste Nummer auf dem Kolloquium vorgestellt wurde.

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