: Tierische Übersiedelei
■ DDR-Mauerhunde: Von den sozialistischen Grenzanlagen ins bundesdeutsche Tierheim
Zehn deutsch-deutsche Problemfälle sitzen seit Samstag bellend hinter Bremer Gittern. Angetrieben von dem Wunsch, „schnellstens helfen zu wollen“, hat der Deutsche Tierschutzverein in Verhandlungen mit dem DDR-Ministerium für Nationale Verteidigung erreicht, daß 2.500 vierbeinige Grenzer, sogenannte Mauerhunde, binnen acht Wochen in die Bundesrepublik übersiedeln können.
6.500 zumeist Schäferhunde waren bis zum 9.November damit beschäftigt, die Grenzanlagen der DDR zu bewachen. Doch ganz im Gegensatz zu ihrem schlechten Ruf waren 4.000 von ihnen zahm wie die Lämmlein. „Attrappen“, die durch ihre bloße Anwesenheit, wenn auch völlig zu Unrecht Angst erzeugen solten. Und von eben diesen soll nun der Großteil in die Bundesrepublik übersiedeln.
Der Deutsche Tierschutzverein war bei weitem nicht der einzige Interessent. So wollte die Amerikanische Botschaft in der DDR im Auftrag ein ganzes Rudel Hunde kaufen, um sie dann wie die Mauersteine gewinnbringend in den Staaten zu verscherbeln. Spanier wollten die beamteten Vierbeiner gar für Tierversuche erwerben. Und gar Gräusliges hatten die Koreaner vor: Von der Grenze in den Kochtopf.
Holger Bruns-Kösters
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen