: Maschinen, Menschen, Medien
■ GewerkschafterInnen, Profs und Jugendliche als NutzerInnen in den Medienwerkstätten / Offener Kanal sieht Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit den Videoprojekten
„Wenn Leute mit einer Idee zu uns kommen, wollen wir inhaltlich so wenig eingreifen wie möglich. Wir sehen unsere Aufgabe in der Strukturierung des Projektes.“ Reiner Herzog von der Medienwerkstatt 'Pan Media‘, die besonders junge Leute ansprechen will, weiß: „Medienarbeit ist nicht leicht, sie braucht viel Zeit.“ Ausdauer und Disziplin seien von Nöten, damit etwas Anschauliches dabei herauskomme. Sein Kollege Axel de la Sauce sieht in den Gruppendiskussionen, der intensiven Auseinandersetzung mit den behandelten Themen und der persönlichen Erfahrung im Umgang mit den Medien wichtige kommunikations- und bewußtseinsfördernde Prozesse.
Konkreter wird Peter Krippendorf von der Medienwerkstatt 'Eyeland‘. Wer eigene Erfahrungen mit Video mache, erfahre etwas von den Manipulationsmöglichkeiten des Mediums. Das führe auch zu einer kritischeren Einstellung zum Fernsehen.
Auch Eyeland richtet sein Angebot vor allem an Jugendliche. Sie sollen die Möglichkeit bekommen, ihre eigenen Themen, für die im öffentlich-rechtlichen oder privaten Fernsehen kaum Platz ist, nach ihren Vorstellungen umzusetzen. Um einen Austausch zwischen interessierten Jugendlichen zu erreichen, produziert Eyeland regelmäßig das Videomagazin 'Kanal voll‘, das aus Beiträgen verschiedener NutzerInnen zusammengestellt wird. In Jugendzentren und Schulen kommt es zur Aufführung.
Ein ganz anderes Konzept verfolgt die Medienwerkstatt Wissenschaft. Sie steht allen wissenschaftlich arbeitenden Menschen in der Stadt offen. Mit Hilfe der audiovisuellen Medien sollen sie die Möglichkeit bekommen, die Ergebnisse ihrer Forschung zu popularisieren. In Zusammenarbeit mit Experten der IG-Metall und des DGB entstand hier zuletzt das Video 'Maschinen contra Menschen? Arbeit anders gestalten!‘ Es zeigt, wie computergesteuerte Technik zur Humanisierung von Arbeitsplätzen eingesetzt werden kann. Die Gewerkschaften verteilen es in hoher Stückzahl an Betriebsräte. So soll es ArbeiterInnen erreichen und ihnen die Möglichkeit geben, Forderungen für die Gestaltung ihres Arbeitsplatzes zu formulieren.
Die meisten Medienwerkstätten haben innerhalb ihrer Zielgruppen keine Zugangsbeschränkungen. Angeblich versuchen aber manche Träger politisch unliebsame NutzerInnen fernzuhalten. Kritik an einem Teil der Medienwerkstätten kommt auch aus dem Offenen Kanal Berlin (OK), der seit fast fünf Jahren allen BürgerInnen der Stadt chancengleichen und kostenlosen Zugriff auf Audio- und Videotechnik bietet. Den MitarbeiterInnen des OK bleibt, im Gegensatz zu ihren KollegInnen in den Medienwerkstätten, keine Zeit zur intensiven Betreuung der NutzerInnen. Deshalb würde Medienassistentin Annette Flemming gerne - öfter als bisher
-interessierte NutzerInnen an die Medienwerkstätten mit entsprechender Zielgruppe oder entsprechendem Schwerpunkt weiterverweisen. Dies sei nicht immer möglich, da einige Medienwerkstätten nicht sehr offen für Ideen von außen seien und lieber selbsterdachte Projekte verwirklichten.
Christian Hoffmann
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