piwik no script img

Bewußtlos-betr.: "Armenier und Aseris vor dem Bürgerkrieg", taz vom 16.1.90

betr.: „Armenier und Aseris vor dem Bürgerkrieg“,

taz vom 16.1.1990

Ihr solltet bei Eurer Wortwahl bewußter vorgehen. Der Untertitel Eures Beitrags lautet: „Nach den anti-armenischen Ausschreitungen in Aserbeidschan kann nur die Rote Armee die Lage beruhigen.“

Es ist unvorstellbar, egal ob die Situation so verfahren ist wie in Aserbeidschan, daß eine Armee „die Lage beruhigen“ kann; sie kann sie vielleicht kurzfristig totstellen. Was erzeugt wird, sind neue Schmerzen und Unterdrückungsgefühle. Die erst jetzt für uns sichtbaren nationalistischen Ausbrüche in der UdSSR sind nichts neues und zeigen von derartigen „Beruhigungsversuchen“.

Die Hilflosigkeit, die aus der Formulierung und dem Text spricht, kann ich gut nachvollziehen. Nur internalisieren wir, wenn wir so bewußtlos mit der Sprache umgehen, die Sichtweise der herrschenden Politik. Zumindest das sollten wir von der feministischen Linguistik lernen. Also in Zukunft, trotz alltäglichem Redaktionsstreß, solche Sachen vermeiden.

Helmut Hugler, Berlin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen