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Prinzenrolle vorwärts

■ Zum Start von PRINZ: Das deutschmetropole Stadt-Magazin ab jetzt auch in Bremen

In Bremen hat sich eine Geschichte zugetragen mit interessanter Rollenverteilung : Es war einmal ein Prinz, der suchte sich einen Frosch, den er an die Wand klatschen konnte. Der Frosch mußte platzen, damit der Weg frei war für den Prinzen und für seine

Prinzessin Marktanteil. Der Frosch hieß Kursbuch und war zum Zeitpunkt seines Klatschers gerade 15 Jahr alt. Der Prinz hieß mit Nachnamen Kommunikation und seine Eltern - der Bochumer „Prinz„-Verlag und der Hamburger „Jahreszeiten -Verlag“ - hatten Geld.

Eine einfache Geschichte: Vor dem Aufkauf-Yuppie waren die Stadtmagazine der Nation ihres Weiterlebens nicht mehr sicher. Deren Klientel war zu werbekandidatig, um großen Stils unverführt zu bleiben.

Seit heute können wir uns das Resultat ankucken. Die Nummer 1 von „Prinz, die Illustrierte der Stadt Bremen“, wie sie Titelweib-leibt und von uns leben will: hochglänzend, plastilin, tiefdecolletiert, aber eben speckflaggig. Wir in Bremen sollen ja merken, daß wir Stoff genug haben für eine ganze Nummer. Die Werbung kommt anteilig vom Verlag(Papa) aus Hamburg, das lokale Anzeigen-Kolorit schafft Leserblattbindung, das Konzept ist: gleiches Outfit für alle Prinzen in mittlerweile sieben „Metropolen“. Bediente das Kursbuch seine LeserInnen eher kleingedruckt, unauffällig DIN A fümfig und wurde sozusagen trotzdem gelesen, v.a. wegen dem handlich-vollständigen Monatsprogramm, ruft „Prinz“ die Zeitgeister, auf daß wir sie nicht mehr loswerden sollen. Pate: „Tempo“. „Prinz“: „Tempo„ -Verschnitt.

Los gehts mit einem bunten Magazin „Arena“: Bremer Ballkalender, Bremer Sprayer, Bremer Pappmöbel, Bremer Köchin, Bremer Prinz-Aktion, Bremer Kulturhitparade, nach der BremerInnen am liebsten Ecos „Das Foucaultsche Pendel“ lesen, am liebsten Phil Collins hören, am liebsten „Zurück in die Zukunft“ sehen, na sowas. Dann ein bißchen „Klatsch und Tratsch“, wo die Tatsache, daß Ute ihrem Bür

germeister-Klausi wegen Jahreswechsel ein „Schmatzerl“ gibt, berücksichtigt wird. Promi muß eben sein im schicken Blatt und wird geliebt, speziell von jenen, die heimlich in Wartezimmern „Bunte“ lesen.

Weiter geht's mit „Gastro“ - Einblicke in Bremer Koch -Nischen, Interviews mit den wirklichen Stars und ähnlichem Garnitur-Gemüse rund um die großen Themen. Großes Thema: „Bremer zeigen Flagge“. Ob Ute Wedemeier, „Hucky“ Heck, Eva -Maria Lemke-Schulte, Francesca de Martin, Andras Fricsay (u.a.) - alle halten mit mehr oder weniger Fantasie die Speckflaggenvariation in die Kamera, die ihrem Wesen am meisten entspricht. Was für ein Thema!!! Da muß man erstmal drauf gekommen sein. Vielschichtig, abgründig, fotografig.

Im schnellen Rhythmus folgen lokale Größen - Egon Wellenbring, der Mann für Wetterwitz bei Radio Bremen Reportagen wie über „Tanzstellen“ oder das Phänomen Walle: „Im Westen was Neues - Walle vor!“, akute Politik, Kultur aus Land und Welt, Sport, Terminkalender „Kursbuch“, Annoncen. Den Schlußakkord setzt Ilja Richter mit „Iljaden“. Motto: „Frech ist hier erwünscht!“

Das „Bremer Blatt“ wird sich wärmer anziehen müssen. clak

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