z.B.: Das Rockmusik-Archiv

In Berlin hat sich in der ansässigen Musikszene auch immer ein Stück Stadtgeschichte gespiegelt. Beispiel hierfür ist die lebendige Phase der späten 70er und frühen 80er Jahre, als im Zuge der Hausbesetzungen Bands wie Teller Bunte Knete oder Westend Sechs entstanden und im SO36 in der Kreuzberger Oranienstraße turbulente Konzerte über die Bühne gingen.

Um zu dokumentieren, unter welchen Rahmenbedingungen und Einflüssen in Berlin welche Musik entstand, wurde 1983 das Rockmusik-Archiv e.V. gegründet. Wer meint, in der Fabriketage des Vereins gäbe es die „local heroes“ der Berliner Musikszene in Wachsausführung zu besichtigen, der wird enttäuscht sein. Gesammelt und archiviert werden vor allem Platten, Democassetten, Gruppeninfos und Zeitungsausschnitte der letzten 30 Jahre. Anspruch auf Vollständigkeit erhebt Peter Grohs vom Rockmusik-Archiv nicht: „Dazu hinkt auch die Zusammenarbeit mit den Bands zu sehr. Viele wissen gar nicht, daß wir existieren, viele sehen aber auch Sinn und Zweck eines Rockmusikarchivs nicht so recht. Musik gehört nun mal nicht in Regale.“

Der Verein, der nur sporadisch Senatsförderung erhält, stellt auf Anfrage Ton- und Videodokumentationen zusammen, dieses Angebot richtet sich speziell an LehrerInnen und PädagogInnen. Daneben ist für die Zukunft denkbar, im Archiv einen festen Treffpunkt für Bands und JournalistInnen zu etablieren, der den Gruppen die Gelegenheit bieten soll, sich und ihre Musik vorzustellen, somit einen besseren Informationsaustausch in Gang zu bringen. „Bis jetzt haben eigentlich nur Leute, die regelmäßig in Konzerte gehen oder sich ständig neue Platten kaufen, die Chance, mitzukriegen, was in der Stadt an neuen Bands herauskommt“. Vorerst fehlt es aber auch dem Rockmusik-Archiv an Geld. Für die schnelle Bearbeitung von Anfragen und das Zusammenstellen von Videomaterial fehlen ein Computer und ein Videoschneidegerät. „Auf Publikumsverkehr sind wir hier nur bedingt eingestellt, wir sind kein Museum“, meint Peter Grohs. Wer Fragen hat oder Material zum Bestand des Archivs beisteuern möchte, der ruft am besten erstmal an. Tel: 614 20 38. Das Rockmusik-Archiv sitzt im 5.Aufgang des Engelbeckenhofs am Leuschnerdamm 13 in Kreuzberg.

Kerstin Topp