Comedyserie mit Lachspur

 ■ V O R L A U F

(Golden Girls, freitags, 23 Uhr, ARD) Wer die ersten fünf Minuten dieses femininen Pendants zu Männerwirtschaft übersteht, läuft ernsthaft Gefahr, sich zu amüsieren, und das weitere 77 Folgen lang. Die Golden Girls sind ein flottes 50er-Jahre-Trio. Dorothy (Beatrice Arthur), Blanche (Rue McClanahan) und Rose (Betty White) wohnen zusammen mit Dorothys achtzigjähriger Großmutter Sophia (Estelle Getty) und einem homophilen Koch in Blanches Haus in Miami. Eine ungewöhnliche Damen-WG. Rose, die notorisch frustrierte Seelsorgerin, betrachtet die Dinge des Lebens mit unerschütterlicher Naivität, als gäbe es keine Bosheit auf dieser Welt. Blanche hingegen frönt einer eher manischen Einstellung zur Liebe. Dorothy, die zurückhaltendste und vernünftigste, kommentiert mit messerscharf plazierten Bemerkungen das Treiben der anderen, während ihre ebenso rüstige wie nekrophile Großmutter Sophia mit fatalistischer Einsilbigkeit verbale Bömbchen knapp über der Gürtellinie detonieren läßt.

Die vier Frauen verkörpern einen Typ, der auf den hiesigen Mattscheiben nicht ohne weiteres anzutreffen ist. Während alternde Schönheitsköniginnen wie Jane Fonda oder Joan Collins wie aus dem Ei gepellt in die letzte Runde gehen, machen diese Damen keinen Hehl aus Fettpölsterchen, Fältchen und Midlifecrisis. Das „starke“ Geschlecht ist zwar nach wie vor Thema Nummer eins ihrer mal zärtlich-liebevollen, mal boshaft-ruppigen Wortgefechte. Doch kriechen die drei Damen nicht mehr vor den Männern zu Kreuze, sondern behaupten ihr eigenes Ego. Nicht ohne gesunde Selbstironie, versteht sich. Im Trommelfeuer der Gags, das von übelsten Kalauern bis hin zu rabenschwarzen Pointen reicht, nehmen sich die Damen etwa beim nächtlichen Gespräch über „das erste Mal“ mit herzhaft gewürzter Selbstironie auf die Schippe: „Es schien immer schon passiert zu sein, bevor ich ins Zimmer kam“, pointiert Dorothy ihre Erfahrungen mit der Liebe.

Weil das Ganze eben so schön amerikanisch ist, dürfen in diesem Modellversuch für klinische Heiterkeit auch die berüchtigten laughtracks nicht fehlen. Eine Comedy-Serie ohne Lachspur ist wie Pommes Frites ohne Mayonnaise.

In der ersten Folge mit dem Titel Die Verlobung beunruhigt Blanche ihre Freundinnen mit der unwahrscheinlichen Nachricht, daß es mit einem ihrer zahlreichen Verehrer ernst wird, was die Trennung der Hausgemeinschaft bedeuten würde.

Manfred Riepe