: Aus dem Bauch der Genossen-Bestie
■ Basteln an der Karriere: Politische Spitzenkräfte auf dem Weg nach oben
Ein großes Ereignisse wird heute in Bremen-Vegesack zelebriert. Sabine Uhl, 44jährige Sozialpädagogin mit einem Jahr Berufserfahrung, seit 14 Jahren Bürgerschaftsabgeordnete, wird konkurrenzlos und unumstritten vom SPD-Landesparteitag zur Senatorin gemacht. Zu Recht, keine Frage. Denn ihr werden hervorragende politische Tugenden nachgesagt: Sie soll arbeitsam sein, bringt Klaus Wedemeier der Momperisierung des Senats ein bißchen näher, und last not least kommt sie aus Bremen -Nord.
Für die Arbeitsame wird eine Nachfolgerin im Fraktionsvorstand gesucht. Zu beachten ist dabei die Frauenquote, und die ist in Bremen verbindlich bei 40 Prozent. Da in der Fraktionsführung sonst nur Männer sitzen, muß also in jedem Fall eine Frau her. Claus Dittbrenner hat sie gefunden. Sie heißt Carl-Heinz Schmurr, und auch ihr werden hervorragende politische Tugenden nachgesagt: Sie ist arbeitsam, kommt wie Dittbrenner aus einem Arbeitsverhältnis an der Universität, war wie Dittbrenner Vorsitzender der AfA - das ist die Arbeitnehmervertretung der SPD, die sich nie genügend repräsentiert sieht und deshalb Sonderrechte für sich reklamiert - und sie hat als Wirtschaftsdeputations -Sprecherin viel Ahnung von Wirtschaft. Das merkt man vor allem daran, daß sie immer „es brummt“ sagt, wenn es um die Ökonomie im Lande geht. Da weitere weibliche Bewerberinnen sich offensichtlich lieber im Stillen für ein späteres Leben als Sentorin üben, wird Frau Schmurr konkurenzlos und unumstrittem gewählt werden.
Eine, die sich da schon mal warmläuft, ist Christine Wischer. Erst seit gut zwei Jahren in der Bürgerschaft, wird sie demnächst neue Sprecherin der Umweltdeputation, ein schneller Schritt auf der Karriereleiter. Und auch auf Parteiebene geht es hoch hinaus. Bislang 2. Vorsitzende des Unterbezirks Bremen-Ost, will sie die Nachfolge von Armin Stolle antreten. Der hat neben dem Vorsitz des Unterbezirks auch noch als Direktor die Gesamtschule Mitte am Hals und inzwischen von dieser Kombination die Nase voll.
Bleibt noch der obligatorische Nachtrag in Sachen Ludwig Hettling: Um den Dauerbewerber auf jeden Posten ist es etwas still geworden. Hettling, der es sich zum persönlichen Vergnügen gemacht hatte, als Sprecher der Häfen-Deputation den zuständigen Senator Kunick zu quälen, weil der ihm einst mit Versprechungen aus dem Bundestag lockte, sollte zunächst Nachfolger von Schmurr als Wirtschafts-Sprecher werden. Ein Ansinnen, das der dort zuständige Senator Beckmeyer abwehren konnte. Jetzt bleibt Hettling bei Kunick und in den Startlöchern, um dereinst die Landesvorsitzende Ilse Janz zu beerben.
Rosi Roland
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