Würden Sie diesem Kind ein Schloß anvertrauen?

■ Der letzte aus dem Hause Hohenzollern, Prinz Louis Ferdinand von Preußen, erhebt Besitzanspruch auf Schloß Cecilienhof in Potsdam 1945 trafen sich dort Truman, Stalin und Churchill / Potsdamer Archivar weist die Forderung zurück: „Königliche Familie hat das Schloß freiwillig verlassen!“

In den zwanziger Jahren arbeitete er als Fließbandarbeiter bei Ford in den USA. Dann heiratete er eine russische Großfürstin und zeugte mit ihr sechs Kinder, über die er jedoch nie so recht glücklich war: Verbanden sich doch einige unter Stand und ließen sich dann wieder scheiden wenig kaiserliches Gebahren für den Enkel des letzten Kaisers von Deutschland. Der Vorsteher des Hauses Hohenzollern ist heute 83 Jahre alt, lebt wechselweise auf einem Gut bei Bremen oder in einer Villa in der Königsallee im Grunewald. Diese Güter reichen dem Prinzen Louis Ferdinand von Preußen in seinem Lebensabend offensichtlich nicht mehr aus, machte er doch Besitzansprüche auf das ehemalige Hohenzollern-Schloß Cecilienhof in Potsdam geltend.

Die Geschichte des Schlosses spiegelt ein knappes Jahrhundert deutsche Geschichte wider, in allen denkbaren Facetten. Das Schloß wurde in den Jahren 1913 bis 1916 von dem Stararchitekten Schultze-Naumburg errichtet, als Residenz für den damaligen Kronprinzen Wilhelm. Namensgeberin war dessen Schwester Cecilie. Umgeben ist das Schloß vom Barockgarten Friedrich Wilhelm II, der ihn als Ergänzung zu Sanssouci im Jahre 1786 anlegen ließ. Im 19. Jahrhundert gestaltete Lenne die Anlage neu und verband sie mit anderen Parkanlagen zu einem einheitlichen Ganzen.

Im Frühjahr 1945 verließ die Familie Hohenzollern das Schloß, ehe die Rote Armee das Gebiet in Besitz nahm. Das russische Oberkommando schlug das Schloß als Tagungsort für die Konferenz vor, die über das Schicksal des Nachkriegsdeutschlands entschied: Am 17. Juli 1945 trafen sich hier der amerikanische Präsident Truman, der britische Premierminister Churchill und Genosse Stalin sowie ihre Außenminister, um nach den Konferenzen von Jalta und Teheran zum dritten Mal über die Zukunft der Deutschen zu beschließen. Am 25. Juli endete das Gipfeltreffen mit der Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens, in dem die Siegermächte - zum letzten Mal einträchtig - den Grundstein für eine Nachkriegsordnung legte. Seit 1952 sind die für die Potsdamer Konferenz genutzten Räume eine historische Gedenkstätte. Der Rest des komfortablen Schlosses wird von der DDR als Luxushotel betrieben.

Die Besitzansprüche des Enkels von Deutschlands letztem Kaiser hat mittlerweile der Potsdamer Archivar Schreckenbach zurückgewiesen. Die Familie habe das Schloß 1945 freiwillig verlassen und sei von der DDR nicht enteignet worden. Bereits im Jahr 1926 - im Zuge der umstrittenen Fürstenenteignung - war in einem Gesetz zwischen dem preußischen Staat und der Krone vereinbart worden, daß der Staat neben Sanssouci, dem Neuen Palais auch den Neuen Garten als Eigentümer übernimmt. Damit, so Schreckenberger, war das Eigentumsverhältnis eindeutig, die Familie Hohenzollern erhielt lediglich ein Nutzungsrecht für das Schloß nebst anliegenden Gärten. In dem Vertrag hieß es: „Sobald das am Cecilienhof eingeräumte Wohnrecht aufgegeben wird, übernimmt der Staat den Cecilienhof...“ Gemäß den alliierten Bestimmungen habe das Land Brandenburg Teile des Preußischen Staates und dessen Vermögen im Jahre 1952 rechtmäßig übernommen. Der Kaiserenkel, der für den Fall der Wiedereinführung der Monarchie für sein Haus den Kaiserstuhl beanspruchen will, wird sich dann vermutlich nach einer anderen Residenz umsehen müssen - falls er sich gegen die letzten aus dem Hause Wittelsbach durchsetzt, die die gleichen Rechte für sich in Aspruch nehmen.

Kordula Dörfler/lbn