piwik no script img

Die Sandinisten können optimistisch sein

Wahlumfragen sagen einen Sieg der Sandinisten am 25.Februar voraus, selbst die Erhebung der Opposition - bevor sie frisiert wurde  ■  Aus Managua Ralf Leonhard

Von heute an dürfen bis zu den Wahlen am 25.Februar nach einer Verfügung des Obersten Wahlrates keine Umfragen mehr erhoben oder veröffentlicht werden. Das soll vermeiden, daß der Wählerwille in letzter Minute durch tendenziöse Ergebnisse manipuliert werden könnte. Jahrelang hat es in Nicaragua keine Meinungsumfragen gegeben, und genaugenommen sind sie noch immer verboten.

Vier Wochen vor dem entscheidenden Tag sehen sich die Wähler mit einer Reihe von Umfrageergebnissen konfrontiert, die äußerst unterschiedliche Bilder der Wählersympathie wiedergeben. Die umfangreichste Studie ist die der Jesuitenuniversität UCA, der zwar Präferenzen für die regierenden Sandinisten nachgesagt werden können, deren wissenschaftliche Seriösität aber verbürgt ist. Die fast 6.000 befragten StaatsbürgerInnen im Alter von mindestens 16 Jahren geben zu 54,2 Prozent dem amtierenden Präsidenten Daniel Ortega den Vorzug. Violeta Chamorro, die Kandidatin der von Washington finanzierten Oppositionsallianz „Uno“, käme selbst dann nur auf 43,3 Prozent, wenn sich alle bisher Unschlüssigen für sie entschieden. Die Studie gibt den Sandinisten aber sogar 67,8 Prozent, wenn die Unentschiedenen mehrheitlich zum wahrscheinlichen Sieger überlaufen. Peter Marchetti, der Direktor des Sozialforschungsinstitutes der UCA, glaubt nicht, daß sich im verbleibenden Monat große Veränderungen einstellen können: „Es sei denn, die Uno verlangt vehement die Auflösung der Contras.“ Denn das enge Verhältnis zu den Konterrevolutionären und zur US-Regierung schade der Oppositionsallianz. Auch ist durch die US-Invasion in Panama die Glaubwürdigkeit der Uno in Frage gestellt.

Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt eine vom US -amerikanischen Greenberg-Lake-Institut in Auftrag gegebene Umfrage, die Mitte Januar erhoben wurde. Danach haben die Sandinisten seit der letzten Umfrage im November deutlich zugelegt, und die Zahl der Unentschlossenen hat abgenommen. Die Umfrage gibt den Sandinisten 51 Prozent (vorher 44), der Uno 24 Prozent (zuletzt 27).

Zuletzt prognostizierten sogar die Umfragen der Opposition einen Wahlerfolg der Sandinisten. Die prosandinistische Tageszeitung 'El Nuevo Diario‘ publizierte kürzlich die unveröffentlichten Ergebnisse einer Studie der costaricanischen Firma „Borge&Asociados“, die von der Opposition in Auftrag gegeben wurde. Die peinliche Enthüllung wurde zwar von der Uno nicht dementiert, doch ist dieselbe Umfrage inzwischen offenbar frisiert worden. Denn das Oppositionsblatt 'La Prensa‘ veröffentlichte am Samstag die neuen Ergebnisse von „Borge&Asociados“, die Violeta Chamorro einen Vorsprung von 37 zu 30 Prozent geben. Eine gleichzeitig publizierte Umfrage des venezolanischen Instituts „Doxsa“ sieht sogar einen Vorsprung von 41 zu 33 Prozent. Beide Studien verraten durch die Art der Fragestellung deutliche Sympathien für die Opposition.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen