: Gorleben: Das Hüttendorf wächst
Betreibergesellschaft DWK und Polizei wollen die Besetzung des Atom-Bauplatzes weiterhin „dulden“ / Beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg denkt man über einen vorläufigen Baustopp für die Pilotkonditionierungsanlage nach ■ Von Jürgen Voges
Hannover (taz) - Immer mehr AKW-Gegner zieht es als Blauplatzbesetzer in den Gorlebener Wald. Das Hüttendorf auf dem besetzten Gelände der Pilotkonditionierungsanlage wächst. Bis Donnerstag abend waren 200 Platzbesetzer vor Ort, von denen etwa 130 trotz Nässe und Kühle auch die Nacht zum Freitag im Hüttendorf verbrachten. Etwa ein Dutzend Holzhütten trutzen auf dem Bauplatz der Atommafia. Gestern Mittag ging es an den Bau eines großen Küchengebäudes.
Die Demonstration, mit der heute ab 14 Uhr AKW-Gegner aus West und Ost grenzübergreifend gegen die Atomfabrik protestieren wollen, soll nun nach dem Willen der BI Lüchow -Dannenberg von Gedelitz aus direkt auf den PKA-Bauplatz führen, wo auch die Abschlußkundgebung stattfindet. Eine Konfrontation mit der Polizei soll vermieden werden.
Beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg ist gestern der Antrag des Berliner Rechtsanwalts Reiner Geulen auf einstweilige Anordnung gegen die sofortige Vollziehbarkeit der PKA -Baugenehmigung eingegangen. Das OVG will offenbar einen Baubeginn vor einer Entscheidung über diesen Eilantrag verhindern. Bisher habe der Betreiber in Gesprächen noch kein Interesse an einem sofortigen Baubeginn signalisiert, sagte gestern ein Sprecher des Gerichts. Falls sich jedoch diese Haltung ändere, müsse der zuständige Senat über einen Zwischenentscheid nachdenken, um den Baubeginn vorläufig zu verhindern.
Vor einer schnellen Räumung brauchen sich die Besetzer des PKA-Geländes im Moment offenbar nicht zu fürchten. „Das Baugelände ist bisher nicht umfriedet, und wir können niemand daran hindern, sich dort aufzuhalten“, erklärte gestern der Geschäftsführer der DWK-Tochtergesellschaft, Reinhard König. Solange es nicht zu größeren Sachbeschädigungen oder massiven Störungen komme, werde die DWK den Aufenthalt der AKW-Gegner dulden. Dies gelte allerdings nicht mehr, wenn man selbst das Gelände für den Beginn der Bauarbeiten benötige. Auch ein Sprecher der Einsatzleitung der Polzei betonte gestern, daß die Ordnungskräfte eine zurückhaltende Linie beibehalten wollten. Solange von dem besetzten Gelände keine Straftaten ausgingen, werde die Ordnungswidrigkeit der Besetzung im Rahmen des polizeilichen Ermessens geduldet.
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