: Südseeträume
■ TAZ.INTERN
Trotz atemberaubender politischer Ereignisse daheim hatte unser langjähriger Wirtschaftsredakteur Ulli Kulke Mitte Dezember keine Kosten und Mühen gescheut, sich auf den Weg ans andere Ende der Welt zu machen. Frau und taz hinter sich lassend war er aufgebrochen, um herauszufinden, was aus den Nachfahren der Meuterer auf der Bounty geworden ist. Bereits im Frühling letzten Jahres hatte Kulke ausführlich über den 200sten Jahrestag dieses bedeutenden Ereignisses im südlichen Pazifik berichtet. Diesmal nun wollte er vor Ort die Besiedlung der Insel Pitcairns durch die Meuterer recherchieren und über die nun fällige 200-Jahrfeier berichten.
Jetzt kam was kommen mußte: Kulkes „Antrag auf Errichtung einer 'Südsee'-Stelle“ sowie „meine Bewerbung darauf“. Quer zu allen zeitungspolitischen Diskussionen und ungeachtet aller taz-internen Verpflichtungen, sowohl im Fußballteam als auch in der Doppelkopfrunde unseres Hauses, begründete er sechs Seiten lang seine Entsendung : „Wo jetzt in Europa sich Ost und West immer mehr angleichen, müssen wir uns wohl mittelfristig damit abfinden, daß dort alles mehr und mehr eine Soße wird. Entsprechend können wir Manpower nach Übersee verlagern. Ich muß wohl niemanden von der Brisanz und der künftigen Bedeutung der Region überzeugen... ein einziger Korrespondent würde hier außerdem ein knappes Drittel der Erdoberfläche bearbeiten können. Kann es sich die taz leisten, auf die Dauer eine 'Zweidrittel'-Zeitung zu sein? Wohl kaum!“
„So nicht, Kollege“, widersprach Wirtschaftsredakteur Dietmar Bartz. „Glatt falsch“ sei es, daß Kulke als Südseekorrespondent ein knappes Drittel der Erdoberfläche bearbeiten könne. Da lacht die Koralle: höchstens der Wasseroberfläche! Die Landsumme erstreckt sich allenfalls auf ein Gebiet, das in etwa mit dem des Saarlands zu vergleichen ist. Deswegen Gegenantrag: Der Kollege K. wird wegen Illoyanz nach seiner Rückkehr nach Saarbrücken strafversetzt.“ Die Antragskommission des taz-Vorstands, der die beiden Ansinnen vorgetragen wurden, wird nun Entscheidungsalternativen erarbeiten.
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