: Albatros ist nicht genug
■ Volksvertretung begrüßt neuen Scherf
Die Fraktionen der Bremischen Bürgerschaft würdigten den gestern amtsangetretenen Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst, jede nach ihrer Art. Claus Jäger, ganz freidemokratische Rechtschaffenheit, fragte den Parteilinken, der ein „politisch bewegtes Leben hinter sich hat“, wie er es mit der neuen Verankerung der Uni in der regionalen Wirtschaft halte. Für Peter Kudella, CDU, ist Hennig Scherf als Bildungssenator eine „schlimme“, eine „untragbare“ Entscheidung, schon weil er so schrecklich ungebildete Wörter in den Mund nimmt und das nachweislich seit 10 Jahren (vgl. Zitat S. 21).
Die Grüne Helga Trüpel prophezeite Scherf als Mitglied des regierenden Trios aus „Proporz, Langeweile und Phantasielosigkeit“, daß er „mehr ein Amtsverweser denn ein engagierter Kultur-und Bildungssenator“ sein und außerdem die Kultur-zur Sozialpolitik degradieren werde. Unter der Rubrik „Großer Mann-was nun?“ fragte sie nach der Richtung, die er politisch einschlagen wolle: Warum keine Forderung zum Kulturhaushalt - „Wollen Sie die Mangelverwaltung so weitertreiben?“ Um endlich Dynamik in die Sache zu bringen, erneuerte sie die Forderung nach einem 10-Mio.-Fond für die freie Szene.
„Und, Herr Scherf, es wird hier nicht reichen, die albatrosartigen Arme auszubreiten. Predigen und schwadronieren kann die freie Szene in ihrem Jammertal allein. Wir wollen, daß sie hier etwas verändern, ganz real. Der Kulturbereich braucht mehr Geld, hier darf auch nicht umverteilt werden.
Geben Sie sich nicht mit der Enge zufrieden, da hat der Franke mit seinem kulturellen Reizklima ja nun ausnahmsweise mal recht gehabt.“
Uta Stolle
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen