: Thatcher: Einheit ohne Eile
■ Verhandlungen auf europäischer Ebene und eine „lange Übergangsperiode„Voraussetzungen für deutsche Wiedervereinigung
Berlin (afp/ap/taz) - Mit einer Warnung vor zuviel Eile hat sich die britische Premierministerin Margaret Thatcher erneut in die Wiedervereinigungsdebatte eingeschaltet. In ihrer Rede vor dem Unterhaus ging Thatcher am Dienstag abend erstmalig davon aus, daß eine Wiedervereinigung unausweichlich sei, weil die „Deutschen wahrscheinlich dafür stimmen werden“. Der deutschen Einheit müßten jedoch eine „lange Übergangsperiode“ und Verhandlungen auf europäischer Ebene vorausgehen, damit sie „korrekt durchgeführt“ werde und nicht „mehr Sorgen“, sondern eine „größere Sicherheit“ schaffe.
Bei einer Rede vor der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bonn unterstrich der britische Außenminister Douglas Hurd das Recht der Deutschen auf Selbstbestimmung. Auch Hurd sprach von einer „angemessenen Übergangszeit für die deutsche Einheit“, um eine Lösung für die Probleme auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet zu finden. Sowohl Thatcher als auch Hurd erinnerten an die deutschen Verpflichtungen in der Nato und an die KSZE-Schlußakte.
Die britische Regierung vollzog damit einen Wechsel der bisherigen Position zur deutschen Frage. Noch vor zwei Wochen hatte Thatcher den Abschluß des Reformprozesses in Osteuropa als Vorbedingung für eine mögliche deutsche Wiedervereinigung genannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen