KOMMENTAR: Leben im Müll
■ Ganz Bremen ist auf Müll gebaut: Einer saniert
Das schöne Bild vom „Mutter Erde“ ist Müll. Wir leben längst nicht mehr auf Humus und Ackerkrume. Bremen, wie es ist, ist auf Dreck gebaut. Wir leben auf gigantischen Schichten von generationsweise hinterlassenem Müll. Unter dem Pflaster liegt kein Strand, sondern Bauschutt, Hausmüll, Industrieabfall und Schlimmeres. Was, ahnen wir allenfalls.
Daß es so schlimm schon nicht kommen wird, ist ein schwacher Trost. Zum Glück kannten unsere Großeltern noch keine polychlorierten Kohlenwasserstoffe. Mußten sie auch nicht, denn es gab keine. Aber Teer, Öl, Blei, Kupfer, Qecksilber gab es auch damals schon. Und kein Mensch weiß heute, ob die Umweltgifte der 50er nicht unter Spielplätzen, Kleingärten und Einfamilienhäuschen der 90er verbuddelt liegen. Das eigentlich Ärgerliche ist: Wir werden es auch kaum erfahren. Um den Müll von 200 Jahren kümmert sich in ganz Bremen ein einziger Beamter.
Klaus Schloesser
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