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Erno frei im Raum

■ Wedemeier und Dasa-Chef bei Erno-Belegschaft

Hoher Besuch gestern bei Erno-Raumfahrt in Bremen: Der Chef des Daimler-Luftfahrt-Konzerns Dasa, Johann Scheffler, und Bürgermeister Klaus Wedemeier hatten sich zur Betriebsversammlung angesagt, um den 1.200 bei Erno -Beschäftigten die Sorgen um den langfristigen Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu nehmen. Doch so ganz viel Neues hatten die Herren den etwa 800 Anwesenden in der rappelvollen Betriebs -Kantine nicht mitzuteilen. „Alles bleibt, wie es ist“, versicherte zwar der Dasa-Chef, aber so ganz konkret konnte er die Befürchtungen nicht zerstreuen, daß das Bremer Werk bald nur noch verlängerte Werkbank für die süddeutschen Betriebsstätten sein könnte.

Eine eindeutige Zusage gab Scheffler, daß die laufenden Projekte Ariane 4 und Ariane 5 in Bremen abgewickelt werden. Genau dies aber galt auch zuvor schon als sicher. Keine definitiven Zusagen gab es dagegen vom Dasa-Chef, daß auch die Entwicklung von Nutzlast-Raketen wie bislang in Bremen betrieben werden soll. Die Belegschaft fürchtet, daß diese für die Erno

Zukunft und die Raumfahrt Metropole Bremen wesentlichen Konzern-Bestandteile langfristig nach Friedrichshafen verlagert werden sollen.

So hat die Betriebrätin Ingrid Lüllmann denn auch das gestrige Versammlungsergebnis zwar „positiv zur Kenntnis genommen“, jedoch mit „gesundem Mißtrauen“. Ein Indiz für unliebsame zukünftige Entwicklungen ist für sie, daß sich die Dasa-Spitze bislang weigert, klare personelle Verantwortlichkeiten für die einzelnen Raumfahrtprojekte festzuschreiben.

Personelle Verantwortlichkeiten, die auch in Bremen im Moment fehlen. Der bisherige Bremer-Erno-Chef Hans Michael Keppler wird gegangen. Zusage von Dasa-Chef Scheffler an die Bremer Belegschaft: Der neue Erno-Chef kommt so schnell wie möglich. Daß der dann auch im Dasa-Vorstand zum Beispiel für das gesamte Ariane Projekt verantwortlich ist, damit Bremen stärker in die Entscheidungen auf oberster Münchener Dasa -Ebene eingebunden ist, hält Lüllmann für wünschenswert, aber „sehr unwahrscheinlich.“

hbk

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