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Koyanisqatsi für Joyce-Leser

■ Ein lyrischer Filmessay von Pat O'Neil: „Water and Power“

Water and Power heißen die kommunalen Energiewerke der Stadt Los Angeles. Es ist aber auch „etwas Poetisches“ an dieser Formel, wie der bronzene, bärtige Pat O'Neill gesteht. Er hat seinen einstündigen Film, aus dem das Uhren-Motiv des Plakats des „forums des jungen films“ genommen ist, „Water and Power“ genannt.

Es ist eine einstündige, rasende Montage von Häusern und Landschaften, Gesten und Leuten, außen und innen. Im Vorspann sehen wir eine hohe Talbrücke im Abendlicht, über die Wolken hinwegwehen. Ein Mann geht über die Brücke, strauchelt und kippt ab wie ein Stückchen Pappe, gone with the wind.

Bei dieser Mischung aus Natur/Techno-Mystik und Slapstick bleibt O'Neill, nur daß er eindeutige Sequenzen immer hastigeren Überblendungen opfert. Landschaften hinterwandern Räume; Räume öffnen sich als zersprengte Idyllen. Dominierend sind Figuren und Gegenstände, die flimmernd und zerrissen, bläulich-weiß, vor Totalen montiert werden. Dabei werden die Bewegungen in zuckende Beschleunigung versetzt. Einmal, zumindest, funktioniert dieser Ultra-Zeitraffer verblüffend: vor einer Industriekulisse (farbig) ein metallener Stab, an den ein Tuch geknotet ist (bläulich -weiß, davormontiert). Wenn dann der Wind das Tuch hochreißt, meint man eine Faust zu sehen, die in einem Arm verlängert wird. Die Sequenz, digital geschnitten, erscheint nur Bruchteile von Sekunden.

Die Assoziationen vom einen zum anderen, vom Minikosmos in den Makrokosmos und zurück, strukturell verknüpft zu nachvollziehbaren Motivreihen, sind wohl auch das Geheimnis dieses Genres, dem Gedicht unter den Filmen. O'Neill verliert sich jedoch in Lieblingsbildern, die bei zunehmender Geschwindigkeit der Montage an Witz verlieren. Auch erinnert das Projekt zusehr an Koyanisqatsi, wenn auch die apokalyptische Düsternis des Erfolgsfilms der frühen achtziger Jahre abgelöst wird durch heilsame Splitter von Komik, die sich aber zum Balken im Auge des Zuschauers auswachsen. Die Musik, von Free Jazz bis Früher Oper alles dabei, kann das Projekt nicht mehr schnüren - das für Liebhaber motivischer Bastelei vielleicht eine Fundgrube bleibt, ein L. A.-Irrfahrt für Joyce-Leser.

Es wundert dann nicht zu hören, daß Pat O'Neill in der Filmindustrie arbeitet und seit zehn Jahren eine Firma für special effects und Titelmontage betreibt. Water and Power übernimmt Motive aus Werbespots, an deren Herstellung O-Neill mitgearbeitet hat, auf; das schönste das riesige rot-glühende Profil eines Hundes, neben dem, eisig blau, ein Mensch als halbe Figur erscheint; das Thermo-Duo montiert vor den Hintergrund rieselnden Wassers. Wie Werbung an mythische Vorstellungen appelliert, wird hier allerdings nicht kritisch reflektiert, sondern quasi nur produktfrei wiederholt.

Was Schrift-im-Film angeht, bringt O-Neill allerdings eine gute Idee ein: er erzählt Geschichten mit weißer Schrift auf Schwarzfilm, wobei jeweils ein Halbsatz den nächsten jagt. Nur eine Zeile zur Zeit, ohne Bilder. So unterbricht er den Bilderfluß und persifliert gleichzeitig, vielleicht bewußt, seine eigene Hast.

Ulf Erdmann Ziegler

Water and Power von Pat O'Neill (Produktion, Regie, Kamera, Schnitt). 60 Min., Farbe.

14.2. Akademie der Künste (West), 22.30 Uhr

17.2. Delphi, 11 Uhr

18.2. Filmtheater International (Ost), 17 Uhr.

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