piwik no script img

Der Lüge überführt?

■ Untersuchungskomission entlarvt Aussagen Schabowskis und des früheren Ostberliner Stasi-Chefs Hähnel über Demo-Berichte

Berlin (ap) - Der ehemalige Ostberliner SED-Bezirkschef Günter Schabowski und der frühere Staatssicherheitschef der Stadt, Siegfried Hähnel, haben nach Überzeugung einer Untersuchungskommission bei ihren Aussagen zu den Vorkommnissen Anfang Oktober 1989 in der DDR gelogen. Die Kommission zur Aufklärung von Polizeiübergriffen gegen Demonstranten fand nach einem Bericht der (Ost-)„Berliner Zeitung“ heraus, daß es Personenakten gebe, deren Existenz Hähnel zuvor bestritten habe. Schabowski sei selbst Autor von Berichten über die damals turbulente Lage gewesen, die er nur teilweise gekannt haben wolle.

Die Zeitung berichtete, ein Bürgerkomitee habe im ehemaligen Dienstzimmer von Hähnel in der Ostberliner Staatssicherheitszentrale am Montag die Akten über alle Demonstranten gefunden, die am 7. und 8. Oktober festgenommen worden seien. Darunter seien Vernehmungsprotokolle und Personenangaben aus dem Staatssicherheitscomputer gewesen.

Entdeckt worden seien auch die Durchschriften täglicher Lageberichte vom 7. bis 10. Oktober, die Schabowski selbst an Erich Honecker geschickt habe. Darin habe Schabowski detaillierte Auskünfte über die Vorkommnisse jener Tage gegeben. Noch im Januar habe er vor der Untersuchungskommission versichert, erst nach dem 7. Oktober von den vorläufigen Festnahmen erfahren zu haben.

Die Staatsanwaltschaft teilte dem Bericht zufolge mit, sie habe bisher in der ehemaligen Stasizentrale noch nicht nach Beweisen gefahndet. Eine vom Untersuchungsausschuß eingesetzte Arbeitsgruppe werde die sichergestellten Akten prüfen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen