Kultur im Bermudadreieck

■ Senat vertrödelt Medienzentrum / taz-Gespräch mit Hacky Hackbart von WieDeo

Eine Videogruppe haust, samt Gerätschaft, notdürftig im Keller; alle ihre Kurse fallen aus; fünf Leute vom Filmbüro teilen sich einen einzigen Schreibtisch, die Initiative „Kommunales Kino“ weiß nicht, wie es weitergehen soll - es besteht der Verdacht, daß die Kulturpolitik mal wieder Zustände macht. Die taz sprach mit Hacky Hackbart von der Mediengruppe „WieDeo“.

taz: Was ist los?

Hacky Hackbart: Wir hängen völlig in der Luft. Ginge es mit rechten Dingen zu, säßen wir seit einem halben Jahr in unserem neuen Waller Medienzentrum. Die Räume sind fertiggestellt, als Einzugsdatum war der 1. Oktober 1989 festgelegt. Doch ehe der Se

nat nicht zustimmt, können wir nicht rein und die Andern ebensowenig.

Wer sind die Anderen?

Das sind freie Kulturgruppen, die Initiative Offenes Radio, die Ini Kommunales Kino, das Filmbüro, das Fotostudio der Volkshochschule. Wir alle arbeiten seit einem Jahr zusammen, haben das Zentrum mitgeplant.

Warum entscheidet der Senat sich nicht?

Wir wissen es nicht. Für uns war die erste Etage vorgesehen, parterre haust ein Supermarkt. Die Frankfurter Firma, der das Gebäude gehört, hat die erste Etage zur Neuvermietung freigegeben. Sie scheint dem Senat nicht mehr

zu trauen. Wir, die Gruppe WieDeo, haben das leider getan und unsere alten Räumlichkeiten zum 1.1.90 gekündigt. Folgerichtig sitzen wir nun auf der Straße, das heißt im Notquartier: im Keller und in einer Garage.

Wieso habt ihr ein halbes Jahr gewartet?

Es zog sich etappenweise hin. Wir wurden vertröstet. Vor eineinhalb Wochen sollte die endgültige Entscheidung fallen. Auf der Senatssitzung, wo Franke verabschiedet worden ist. Hinterher hieß es, man sei nun leider doch nicht mehr dazu gekommen, über das Medienzentrum zu beschließen. Wir von WieDeo argwöhnen ernsthaft, daß ein Fall von Quer

treiberei vorliegt. Die Kulturbehörde will das Zentrum, aber sonst...Wir sehen ein Bermuda-Dreieck, in dem alles verpufft, nachweisen läßt sich nichts.

Was wollt ihr tun?

Die entscheidende Senatssitzung ist am kommenden Dienstag. Wenn dann die Zustimmung nicht endlich erteilt wird, sieht's ganz schlecht aus. Schon weil sich der Vermieter nicht unbegrenzt zum Narren halten läßt. Und wie lange wir das Trauerspiel noch durchhalten wollen und können...?

Was macht ihr, wenn wieder nichts ist?

Am Mittwoch eine Katastrophensitzung.

Interview: Manfred Dworschak