KOMMENTAR
: Anders aussteigen

■ Stadtwerke müssen zum Atomausstieg getragen werden

Nach Tschernobyl war alles anders: Da setzte auf einmal auch die Bremer Landespolitik, der Atomkraftwerke – weil weit weg – sowieso ziemlich egal waren, plötzlich auf den Ausstieg. Wo nichts abzuschalten ist, dahin sollte wenigstens auch nichts mehr geliefert werden. Also beschlossen es SPD, Senat und Bürgerschaft.

Dreieinhalb Jahre danach, ist Stadtwerke-Chef Czichon offensichtlich froh, daß ihm Gutachter diese politische Forderung mit viel Papier vom Leib geschafft haben. Doch Czichon hat Teile der Gutachten bewußt selektiv wahrgenommen. Denn sehr präzise wird in einem der Gutachten ausgeführt, daß sich andere „bedeutende und aussichtsreiche“ Handlungsstrategien als die bisher vorrangig gedachten ergeben, um den Atomstrombezug in der Summe auf Null zu bringen. Stromsparstrategien, Lieferung an Umlandkommunen, Einstieg ins europäische Verbundnetz. Daß Czichon diese Vorschläge gestern nur knapp erwähnte und zeitlich ins nächste Jahrtausend verlegte, bestätigt seine Kritiker: Die Stadtwerke müssen zum Jagen getragen werden. Und nicht erst dann, wenn wieder mal alles anders ist.

Holger Bruns-Kösters