piwik no script img

AL will „sanfte“ Hauptstadt

■ Die Alternative Liste will dezentrales Wachstum entlang der Berliner Sternlinien

Die Alternative Liste hat sich noch nicht entschieden, was sie davon halten soll, aber sie hat sich damit abgefunden: Berlin wird Hauptstadt eines wiedervereinigten Deutschlands.

Auch nach Meinung der Mitregierungspartei werden in den nächsten Jahren West-Berlin und Ost-Berlin zur voraussichtlich größten Stadt zwischen Paris und Moskau zusammenwachsen. Mit dem Erbe des autoritären deutschen Nationalstaats wollen die Alternativen dann aber gründlich brechen. „Wenn Berlin Hauptstadt wird“, sagte gestern der umweltpolitische Sprecher der Partei, Hartwig Berger, „soll die Selbstbeschränkung der Staatsregierung in der Architektur sichtbaren Ausdruck finden.“ Berlin sollte als Hauptstadt auch eigenständiges Bundesland werden, in dem die Staatsregierung „nur zu Gast, nur zur Miete“ angesiedelt ist. Die Funktion eines zentralen Staatswesens sei zu minimieren, staatliche Verwaltungen können auch in anderen Städten angesiedelt werden. In einer stark förderativen Republik dürfe Berlin die Eigenständigkeit regionaler Metropolen wie Leipzig, Hannover und Rostock nicht erdrücken.

Trotz dem ganzen Gewachse wollen die Stadtökologen dabei aber gegen eine zerstörende Stadtentwicklung halten. Sie seien zwar „für das Wachstum“, aber nur bei „gleichzeitiger Zunahme der Lebensqualität“. Berlin solle sich nicht räumlich ausdehnen, sondern „nach innen wachsen“. Die zukünftige Stadtplanung solle sich am Berliner Stern (strahlenartige Ausbreitung ins Umland) orientieren. Die Ortskerne an den Sternlinien sollen „behutsam verdichtet“, die grüne Zwischenlandschaft erhalten werden. Die Mischstruktur von Gewerbe und Wohnvierteln soll verstärkt werden.

Für ein kontrolliertes Anwachsen soll eine noch zu bildende „regionale Entwicklungsgesellschaft“ sorgen. Eine demokratische Kontrolle durch die Parlamente und betroffenen Städte und Gemeinden müsse dazu Voraussetzung sein. Hochhausbauten will die Alternative Liste nicht erlauben und Berlins Zentrum (Tiergarten) erhalten.

diak

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen