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Nur ein bißchen strahlen

■ AL Zehlendorf und Potsdamer BI „Argus“ besuchten den Wannseer Atomreaktor im Hahn-Meitner-Institut und hörten sich Betreiberargumente an

Das Mißtrauen schien grenzenlos. Ob denn die auf einer Tafel untereinander vermerkten dreistelligen Ziffern etwa auch Strahlungsdosen darstellten, will in der Reaktor -Steuerungszentrale jemand wissen.

Nein, es sind nur die „Piepernummern“ der Operateure und des Schichtleiters, erklärt geduldig Anton Axmann der Gruppe. Als Zuständiger für den Umbau des Forschungsreaktors BER II im Wannseer Hahn-Meitner-Institut (HMI), nahm sich Axmann viel Zeit, um einer Delegation der AL Zehlendorf, der Friedensinitiative Zehlendorf (FIZ) und der Potsdamer Bürgerinitiative „Argus“ an Ort und Stelle den Sinn und Zweck der Reaktor-Baumaßnahmen zu demonstrieren. Wie berichtet, hat der Senat zwar eine endgültige Betriebserlaubnis für den Experimentier-Reaktor für Mai in Aussicht gestellt, doch gilt die Entsorgung des hochradioaktiven Abfalls weiterhin als Schwachstelle. Genau auf diesen Punkt kommen schließlich auch die Gäste aus Potsdam immer wieder zurück. Ihr Vorwurf an den wissenschaftlichen Geschäftsführer des HMI, Hans Stiller: „Sie gehen davon aus, daß das Problem irgendwann einmal gelöst werden wird - das halten wir für unverantwortlich.“

Stiller hat es schwer wie jeder, der mit Glaubenssätzen argumentiert. Persönlich glaube er, daß „über kurz oder lang, vielleicht schon in den nächsten zehn Jahren“, eine verantwortbare Möglichkeit der Endlagerung des strahlenden Mülls gefunden werde. Schon bald würden die Schweden jedoch im granitenen Untergrund unterhalb der Meere für mehr als 10.000 Jahre den radioaktiven Müll sicher lagern können. Und außerdem: „Wenn die Welt sich leistet, Tausende von Tonnen an radioaktivem Abfall zu produzieren, warum darf ich mich da nicht mit 100 Kilogramm beteiligen?“ Man habe nämlich ausgerechnet, daß der in seiner Leistung auf zehn Megawatt verdoppelte Forschungsreaktor in 20 Jahren insgesamt nur etwa 140 Kilogramm an Spaltprodukten erzeugen werde, so HMI -Vertreter Axmann. Vergleichsweise erzeuge ein durchschnittliches Atomkraftwerk ungefähr 150 Tonnen binnen drei Jahren.

Indes vermögen auch derartige Zahlenvergleiche die Besucher nicht von ihren grundsätzlichen Einwendungen abzubringen. Zum Beispiel gibt es für sie da noch das Problem der permanenten Strahlung im niedrigen Dosenbereich, der Anwohner und Beschäftigte des HMI auch ohne Störfall ausgesetzt wären. Daß jede radioaktive Strahlung über längere Zeit im menschlichen Körper genausoviele Schäden hervorrufe wie eine massive Kontamination, ist immerhin selbst für Stiller „natürlich richtig“. Beruhigungspille für die besorgten Frager: Ab Mai soll es einen neuen Katastrophenschutzplan geben - und der schließt Potsdam mit ein.

thok

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