: Krieg und Poesie
■ Armenische Dokumentarfilme im Panorama
Aktuell zu dem blutigen Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan präsentiert das Panorama-der Berlinale eine Auswahl von Dokumentarfilmen aus Armenien. Abgesehen von den Filmen, die sich direkt mit diesem Thema befassen, wie Karabach (1988) oder Sperrstunde (1989), durchziehen drei Schwerpunkte die Dokumentationen: die Armenier als gläubige Katholiken, das Gedenken an den Völkermord in der Türkei 1915, bei dem in Anatolien zwei Millionen Armenier umgebracht wurden, und schließlich die Auseinandersetzung mit den Naturgewalten.
Den armenischen Katholizismus zeigt Die Weihung des Salböls (1976), ein Treffen der obersten Kirchenführer, das traditionell alle sieben Jahre stattfindet. Mussa-Ler 1988: Vischapi Tari (1988) erinnert an eine Gedenkfeier 1915, deren Höhepunkt die Verteilung der geweihten Speise ist. Dokumentaraufnahmen des Völkermords unterstützen eindringlich die Erinnerung. Die Jahreszeiten (1975), der Hirten und Bauern im Kampf mit den Naturgewalten zeigt, (1975) dokumentiert die Macht der Natur über das Leben in Armenien. Die weiße Stadt (1988) hat mit Schneemassen zu leben. Requiem (1989) versucht das Erdbeben von 1988 filmisch zu bannen.
Daneben sind Menschenportraits zu sehen, ganz alltägliche wie in Abbondanza (1987), einem „Konzert für Orchester und Marktgeräusche“, und in Mensch (1969), oder Einzelbeobachtungen wie in Elegia (1978).
Dieses armenische Kaleidoskop macht neugierig und leuchtet den Hintergrund des Nationalitätenkonfliktes gut aus, wenn die Wortkargeit der Filme den thematischen Zugang auch oft erschwert. Die Vielzahl von poetischen Bildern, unterstützt durch symphonische Musik, macht dies aber durchaus wett.
Irene Kraft (dpa)
21.2. Colosseum (Ostberlin) 17.00
(zusammen mit weiteren internationalen Kurzfilmen)
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