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Die Goldene Tatze

Auch die taz-Berlinale-Kritiker haben Preise zu vergeben. Unser Wettbewerb fand jedoch auf allen Festival-Sektionen statt  ■  Thierry Chervel

Bestes Sandwich: Schusterjunge mit Salami und Käse im Studio-Back am Zoo-Palast

Schönste Sandwichverkäuferin: Die mit den kurzen dunklen Haaren im Cafe Quasimodo am Delphi

Schlechtester Orangensaft: Der im Studioback am Zoo -Palast

Gerhard Midding

Unmöglich, drei Filme aus Wettbewerb, Panorama oder Forum zu nennen, die mir wirklich gefallen haben. Also die Retrospektive:

1)The Battle of San Pietro, stellvertretend für die Dokumentarfilme von Huston, Cartier-Bresson und Jennings. Die Gesichter realer Personen waren in diesem Jahr faszinierender als die fiktiver Figuren.

2)They were expendable von John Ford. Ein Leinwandpoem voller Patriotismus und ohne Feindbilder

3)Tiefland von Leni Riefenstahl. Wenn politische Naivität und atemberaubende Bildersprache eine solch leidenschaftliche Liaison eingehen, ist mir das lieber, als wenn ein temperamentloser Film mir damit schmeichelt, daß ich ohnehin schon immer die „richtige Gesinnung“ hatte. Michaela Ott

Goldene Tatze: Lerchen am Faden von Jiri Menzel. Die Auszeichnung gilt der vorsichtigen Annäherung der Kamera an Menschen und Dinge und dem humorvollen Blick. Der einzige Film, der auf die ganze Länge genießbar blieb.

Beatrice Dalle bekommt den Schmollmundpreis für ihre Rolle in Jacques Doillons Film „Die Rache einer Frau“. Debra Wingers zahllose Negligees in „Everybody wins“ von Karel Reisz erhalten den Reizwäschepreis. Die Wache von Alexandr Rogoschkin kriegt den Preis für den beengtesten Drehort und das nervigste Zuggeräusch. Dusan Klein bekommt den Kloschüssel-Preis, die Leningrad Cowboys den Haargondel-Preis, Anne Thalbach den für die beste Nachfolge ihrer Mutter, Hark Bohm den Vater-und-Söhne -Preis.

Marcia Pally

Die besten Empfehlungen für Sexualhygiene und persönliches Wohlbefinden: Der Plastik-Spielzeug- Taucher, der in Almodovars „Fessle mich“ zwischen den Schenkeln von Victoria Abril schwänzelt. Angelika Wallers Gebrauchsanweisung für Eyeliner und Mascera in „Das Kaninchen bin ich“. Der chinesische Ritter in „Terra Cotta Warrior“, der mitten in einem Kung-Fu-Kampf seine Sonnenbrille zurechtrückt.

Bestes Doppelpack: Jan Srankmayers Tma Svetto Tma und Aki Kaurismäkis Das Mädchen aus der Streichholzsfabrik für ihren Witz in Sachen Männlichkeit und andere Erhabenheiten.

„Alles, was wir wollen, ist die Verbesserung des Sozialismus“. Der Satz des politischen Aktivisten in „Leipzig im Herbst“ bekommt den Preis für die exzessivste Überschreitung des Verfallsdatums.

Christiane Peitz

Schönster Film: Aki Kaurismäkis Das Mädchen aus der Streichholzfabrik. Weil die Welt nach diesen 68 Minuten 24 Stunden lang anders aussah.

Überraschung des Jahres: Der armenische Dokumentarist Artavazd Peleschijan. Seine Bilder von den im Schnee ins Tal rutschenden Bergbauern samt Schafen waren die einzige Festival-Sensation, für die vorher niemand Reklame gemacht hatte.

Schönster Vorspann: Die aufregende Kamerafahrt über das weiße Tuch zu Beginn von The War of the Roses. Man phantasiert die wildesten Liebesspiele unterm Bettlaken und sieht sich kurz darauf mit einem schlichten Taschentuch konfrontiert, in das Dany DeVito kräftig hineinschneuzt.

Ute Thon

Die goldene Eintrittskarte geht an die Platzanweiserin im Ostberliner Kino International. Sie spielte bravourös die Rolle der letzten überlebenden Verteidigerin der realsozialistischen Grundordnung. Die goldene Tatze: Aki Kaurismäkis Das Mädchen aus der Streichholzfabrik. Vier goldene Spraydosen für die dauergewellten Hauptdarstellerinnen von Magnolien aus Stahl

Ulf Erdmann Ziegler

Das goldene Bärchen: für Krokodile in Amsterdam (Anette Apon) wegen verquaster Erotik

Der silberne Panda: an Robert Daudeline für die Beerdigung des Genres Jazz-Musiker-Portrait-Film mit „Konitz“.

Die Free-International-University-Medaille: an Harmut Bitomsky für „Der VW-Komplex“ wegen dumpfer Illustration altbekannter Theoreme; und an Thomas Tielsch und Niels Bolbrinker für Schuß Gegenschuß wegen wirrer Verhackstückung der Geschwindigkeitstheorie

Den A. S. Neill-Gedenk-Phallus in Knetgummi: für unser bestes unartiges Festival-Kind Aki Kaurismäki

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