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Schewardnadse warnt vor Nato-Gesamtdeutschland

Moskau/Berlin (ap) - Der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse hat erneut vor Bestrebungen gewarnt, einen künftigen gesamtdeutschen Staat in die Nato einzubeziehen. Aus einem Interview in der 'Iswestija‘ wurde Schewardnadse von der Nachrichtenagentur 'adn‘ mit den Worten zitiert, wenn ein vereintes Deutschland in die Nato eintrete, werde Moskau „nicht tatenlos“ bleiben. „Wir haben einige Varianten in Reserve.“

Schewardnadse erklärte, heute unterhalte die UdSSR mit allen Ländern normale Beziehungen, doch morgen könne die Situation schon anders sein. Was wäre, fragte der sowjetische Außenminister, wenn plötzlich in Frankreich, in England oder in der Sowjetunion ein Diktator an die Macht käme? Er habe auf dem letzten Plenum des ZK der KPdSU gesagt, daß im Falle des Zusammenbruchs der Perestroika die Gefahr der Errichtung einer Diktatur bestehe. Nicht auszuschließen sei eine solche Variante auch in Polen. Deshalb habe er in Ottawa vor allem den Akzent auf die europäischen Strukturen gelegt. In diesem Rahmen und nicht im Rahmen der Militärblöcke müsse der Prozeß der Annäherung und der Einheit der beiden Deutschlands verlaufen. Der Minister sprach sich erneut für eine allmähliche Vereinigung der beiden deutschen Staaten aus. Zugleich wies er Vorstellungen zurück, ein neutrales Deutschland wäre für die europäische Stabilität gefährlicher als ein Deutschland in der Nato. Auch glaube er nicht, daß die Organisation des Warschauer Pakts zerfalle. „Solange die deutsche Frage nicht gelöst ist, sind die Tschechoslowaken und noch mehr die Polen an Garantien der Stabilität interessiert“, sagte er. „Gerade der Warschauer Vertrag gibt solche Garantien.“

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